Luxemburg20. Februar 2025

»Stëmm vun der Strooss« wächst weiter

Ausbau des sozialen Restaurants von großherzoglicher Familie eingeweiht

von KP

Die Vereinigung »Stëmm vun der Stross« ist seit 1996 einer der Hauptakteure im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung. In diesen drei Jahrzehnten wurden die Aktivitäten der Stëmm kontinuierlich ausgebaut. Die Vereinigung hat sich zudem einen »Namen« gemacht und kann auf den Rückhalt vieler Partner und Spender zählen.

Neun Standorte werden mittlerweile von der Stëmm betrieben. Hier gibt es warmes Essen, man kann duschen und sich einkleiden. Auch ein Arztbesuch und/oder eine posttherapeutische Begleitung werden den Menschen hier angeboten. Die Vereinigung bietet darüber hinaus eine persönliche Begleitung bei der Arbeitsuche, berufliche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch und wer »zu schwach« für den ersten Arbeitsmarkt ist, kann in einer der Stëmm-Werkstätten arbeiten. Dieses Angebot wird aktuell von rund 250 Menschen genutzt.

Grund zur Freude sind diese Angebote allerdings nur für die hier Begünstigten, denn eigentlich ist die reine Existenz der Stëmm vun der Strooss ein Armutszeugnis für ein Land, das angeblich zu den reichsten der Welt zählt. Inwiefern die Aufklärungsarbeit der Stëmm die hiesige Gesellschaft sensibilisiert, ist schwer zu sagen. An Unterstützung fehlt es derzeit erfreulicherweise nicht.

Es werden immer mehr

Um sich ein besseres Bild der hier geleisteten Arbeit machen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Zahlen. 2024 wurden täglich rund 800 warme Mahlzeiten ausgegeben. 480 hiervon allein in Luxemburg Stadt. Im Zeitraum 2014-2024 lag die Progression bei 238%. 2024 wurden insgesamt 243.619 Mahlzeiten hergestellt.

Die Stëmm-Direktorin Alexandra Oxacelay kennt die Ursachen: Natürlich spielen die Konflikte eine große Rolle, auch die Verteuerung der Lebenshaltungskosten und nicht zuletzt die Erkenntnis, dass es immer mehr Menschen gibt, die von ihrem Arbeitslohn nicht leben können. Die Direktorin erklärt weiter, dass seit drei Jahren ein außergewöhnlicher Zulauf festgestellt wird. So haben 2022 4.885 Personen die unterschiedlichen Angebote der Stëmm genutzt. 2024 waren es schon 8.275. Gegenüber 2014 ergibt sich eine Progression von +410%.

Weit über 160 Nationalitäten treffen bei der Stëmm zusammen, was auch als Herausforderung verstanden werden darf. Erschreckend ist allerdings die Zunahme der Kunden mit luxemburgischer Nationalität. Waren es 2014 überschaubare 274 Personen, so waren es 2024 bereits deren 1.128.

Zehn Jahre mietfrei

Es wäre ohne weiteres möglich noch mehr Zahlen vorzulegen, die unterstreichen würden, dass der Kampf gegen die Armut eine von ungleichen Kräften ist. Doch es wollen auch positive Akzente gesetzt werden und einer davon betrifft den Ausbau des Sozialrestaurants in der Gießerei-Straße zu Luxemburg.

Der Ausbau wurde von einer Familie ermöglicht, die der Vereinigung ihre auf zwei Etagen verteilten Räumlichkeiten für die nächsten zehn Jahre kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Einzig die Kosten für Einrichtung und andere notwendige Arbeiten mussten von der Stëmm übernommen werden. Arbeiten, die integral mit Spenden finanziert wurden. Alles in allem wurden 320.000 Euro für den Ausbau des Standortes in der Gießerei-Straße aufgewendet. Die Aufnahmekapazität wurde um 90 Personen erweitert.

Zur offiziellen Eröffnung war das großherzogliche Paar eingeladen worden. Während sich die Großherzogin in der Küche umschaute, nahm sich Großherzog Henri die Kleiderkammer vor. Sie haben sich vor Ort auch mit Betroffenen unterhalten und den vielen Mitarbeitern der Stëmm für die Zukunft viel Kraft gewünscht.