Bombenstimmung an der Heimatfront
Kriegsstimmung allerorten. Frankreichs Präsident phantasiert einen Tag vor dem Nationalfeiertag von einer »russischen Bedrohung«, um dann zu verkünden, daß die Militärausgaben deutlich schneller in die Höhe getrieben werden als bisher vorgesehen. Um der »Bedrohung der Freiheit«, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 noch nie so groß gewesen sei wie heute, gewachsen zu sein, müsse Frankreich in mehr Munition, Drohnen, Luftverteidigung sowie die elektronische Kriegsführung und Waffensysteme im Weltall investieren.
Woher die »Informationen« über eine »Bedrohung durch Rußland« kommen, einem Land, das sich seit 1990 einem stetigen Heranrücken der NATO an seine Grenzen ausgesetzt sieht, bleibt das Geheimnis von NATO-Strategen, Geheimdienstlern und Rüstungsgewinnlern. Genährt wird dieser Narrativ durch pausenlose Überhäufung mit »Nachrichten« aus der Ukraine, die in erster Linie das Ziel haben, die Menschen nicht nur kriegsbereit, sondern vor allem auch opferwillig zu machen, bereit, immer mehr Steuergelder für einen sinnlosen Stellvertreterkrieg im Osten Europas zu geben, der nicht nur Menschen tötet, täglich neue Verwüstungen verursacht und der Umwelt nachhaltigen Schaden zufügt, sondern auch zu Lasten der Menschen in den »Geberländern« geht. Dafür müssen Feindbilder aufgebaut und gepflegt werden, koste es, was es wolle.
Bei der Herstellung von »Kriegstüchtigkeit« darf auch Luxemburg nicht zurückstehen. Dafür werden Abermillionen in den Militärhaushalt gesteckt. Um die erwünschte Stimmung zu schüren, öffnete die Kaserne auf dem Herrenberg am Sonntag ihre Tore und Arsenale für ein »Familienfest« mit Panzern, Maschinengewehren, Bier und Bratwurst. Für jedes Alter war etwas dabei, und auch die Kinder durften Panzer berühren und Gewehre in die Hand nehmen.
Das »Luxemburger Wort« hat am Wochenende zumindest ein wenig Platz für einen Leserbrief zur Verfügung gestellt, in dem ein besorgter Bürger seine Ratlosigkeit angesichts der Kriegs- und Rüstungshetze Ausdruck verleihen konnte – und die Frage stellt, wo denn angesichts der rasanten Militarisierung die Stimmen der Vernunft in der »Zivilgesellschaft« bleiben. Es gebe fast keine Opposition gegen diesen Kriegskurs, kritisiert der »Wort«-Leser völlig richtig.
Ratlosigkeit ist berechtigt, wenn Politiker des Westens ununterbrochen nach mehr Waffen, Geld und Sanktionen rufen, um angeblich »Rußland an den Verhandlungstisch zu zwingen« – den allerdings die Ukraine Anfang Juni verlassen hat, ohne bisher auf ein russisches Memorandum mit Vorschlägen über mögliche Wege zum Frieden zu antworten.
Am Sonntag ließ USA-Präsident wissen, daß man nun doch »Patriot«-Raketen für die Ukraine liefern werde. Allerdings mit dem Zusatz, daß »die Europäer« sie von den USA kaufen und dann der Ukraine schenken sollen. Passend dazu überschlagen sich erneut die »Meldungen« über die jeweils »massivsten« Angriffe gegen die Ukraine.
Wie massive Angriffe wirklich aussehen, demonstriert Israel tagtäglich in Gaza – was jedoch niemals öffentlich als Bedrohung der Freiheit oder gar des Friedens bezeichnet werden darf, denn schließlich leisten auch »wir Europäer« dazu unseren Beitrag, mit ungebrochenen Bekenntnissen zum »Selbstverteidigungsrecht« Israels und Lieferungen militärischer Ausrüstung – auch aus Luxemburg.
Aber das konnte und durfte die Bombenstimmung am Sonntag auf dem Herrenberg nicht trüben…