Kultur27. Juli 2021

Die Bühne war sein Leben

Schauspieler Herbert Köfer ist tot

von dpa/ZLV

DDR-Fernsehlegende und Publikumsliebling über Generationen: Der Schauspieler Herbert Köfer, der auch noch hochbetagt beruflich aktiv war, starb am Samstag im Alter von 100 Jahren. Acht Jahrzehnte stand der Mime mit den lustig blitzenden Augen auf der Bühne, die für ihn stets die Welt war. Den Applaus hat er immer bis zur letzten Sekunde ausgekostet, wie er einmal lächelnd gestand.

»Ich lebe mit jeder Vorstellung, jeder Lesung und jedem Tag, an dem ich spiele, auf«, hatte er selbst sein Lebenselixier beschrieben. Das Wort Ruhestand war aus seinem Munde nicht zu hören – und sein Name bleibt immer mit der DDR-Fernsehserie »Rentner haben niemals Zeit« verbunden. Jahrzehnte später schlüpfte er bei Aufführungen des von ihm gegründeten Tournee-Theaters wieder in die Rolle des umtriebigen Rentners.

Herbert Köfer, am 27. Februar 1921 in Berlin geboren, sah man sein Alter nie an. Immer modisch gekleidet und sehr gepflegt, wirkte er wie ein junger Senior. Charmant und sehr detailreich berichtete er über sein Leben und seine vielen Erlebnisse mit Kollegen – tote und lebende. Seine Gedanken und Erfahrungen hielt er stichpunktartig in einem immer griffbereiten kleinen Notizbuch fest, das er bei Bedarf fix aus der Hosentasche holte. Daraus entstanden auch einige seiner Bücher. Die Arbeit halte ihn jung, hatte er immer wieder betont.

Seine im Vergleich zu Altersgenossen stets hohe Fitneß stellte Köfer zuweilen auch mit Liegestützen zur Schau. Mögliche gesundheitliche Beschwerden wischte er mit einer Handbewegung weg. Auch moderne technische Entwicklungen entgingen ihm nicht: Als bald 100-Jähriger hatte er eine gut gepflegte eigene Internetseite, einen Facebook-Auftritt und einen Youtube-Kanal.

Seinen Fans verdanke er, »daß ich mein Leben schön finde«, sagte er froh. »Ich wollte etwas machen, mit dem man Aufmerksamkeit erregt«, erinnerte sich der Mime an den Beginn seiner Schauspielkarriere in den 40er Jahren, zunächst am Theater. Er fand sich als Jugendlicher eher schmächtig und wollte damit herausragen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er beim DDR-Fernsehen, wo er 1952 die ersten Nachrichten verlas. Er spielte in DEFA-Filmen wie »Nackt unter Wölfen« (1963) mit, in dem ein Kind in das KZ Buchenwald geschmuggelt wird. Nach 1990 war er in beliebten Serien wie »In aller Freundschaft«, »SOKO Leipzig«oder »Ein starkes Team« zu sehen.

In Schwänken und Komödien, aber auch Stücken über ernsthafte Themen war er auf Leinwand, Bühne oder im Fernsehen zu sehen. »Eine schöne Rolle im Film macht Spaß, auf der Bühne ist es ganz anders, die Bühne ist mein Podium«, sagte er. Von Ruhestand wollte er nichts wissen. »Der Beruf ist mit Schönheit verbunden und die auch anstrengende Arbeit mit Erfüllung.« Auf die Bühne getragen werden aber wollte er nie.

Das einzige Zugeständnis an sein Alter machte er erst mit gut 90: Er ließ die Tage ruhiger angehen und frühstückte ohne schlechtes Gewissen meist erst mittags. Und er ärgerte sich nicht mehr, wenn es beim Lernen der Rollen zuletzt etwas länger dauerte.