Zusammenarbeit wird ausgebaut
Putin in Hanoi: Russischer Präsident will »zuverlässige Sicherheitsarchitektur« mit Vietnam aufbauen
Nach Pjöngjang hat der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch und Donnerstag die Sozialistische Republik Vietnam besucht. Auch dort wurde ihm ein ehrenvoller Empfang bereitet. Fotos zeigen Einwohner, die ihm umgeben von Matrjoschka-Puppen und Mützen mit der Aufschrift »CCCP«, der kyrillischen Abkürzung für UdSSR, vor einer Leninstatue im Zentrum zujubeln.
Bei einem Treffen mit dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams Nguyen Phu Trong, Präsident To Lam, Premier Pham Minh Chinh sowie weiteren Politikern und Wirtschaftsfunktionären beriet Putin über den Ausbau der gemeinsamen Zusammenarbeit. In deren Ergebnis schlossen die Vertreter beider Länder elf Abkommen in den Bereichen Kultur, Tourismus, Bildung sowie Wissenschaft und Technologie. Vietnam ist führende Industriemacht in Südostasien und Mitglied im regionalen Staatenbund ASEAN.
Besonders aufhorchen ließ das Bekenntnis zum Aufbau einer »zuverlässigen Sicherheitsinfrastruktur«. Die russische Nachrichtenagentur TASS zitierte am Donnerstag aus einer gemeinsamen Erklärung: Beide Seiten halten es demnach für notwendig, in der asiatisch-pazifischen Region auf einer gemeinsamen und bündnisfreien Grundlage eine umfassende, offene und transparente Architektur gleicher und unteilbarer Sicherheit und Zusammenarbeit zu schaffen. Weiter plädierte der russische Präsident für eine stärkere Kooperation bei der Erforschung des Weltraums und der Entwicklung moderner Waffen.
Vorherige Verlautbarungen, Vietnam wolle mit russischer Hilfe ein neues Atomkraftwerk bauen, bestätigten sich nicht. Dafür sicherte sich der Premier bei einem separaten Treffen mit dem Generaldirektor des russischen Atomunternehmens Rosatom, Alexei Lichatschow, Unterstützung für den Forschungsreaktor Da Lat, das Forschungszentrum für Nukleartechnologie in Dong Nai als auch beim Bau eines Zentrums für Nuklearmedizin zu. Eine Einigung gab es auch bei der Exploration der Gas- und Ölvorkommen vor den Spratly-Inseln. An dieser werden sich künftig zwei russische Energieunternehmen beteiligen. Vietnam kann dies als Stärkung seiner Position gegenüber Beijing werten, denn die Inseln werden neben Vietnam, Brunei, Malaysia und den Philippinen auch von China beansprucht.
Vietnamesische Medien werteten den Besuch als positiven Schritt in der Vertiefung der bereits vor zehn Jahren beschlossenen strategischen Partnerschaft zwischen beiden Ländern. Doch schrieb die Parteizeitung »Nhan Dan«, das Zusammentreffen markiere einen Meilenstein in den traditionell besonders freundschaftlichen Beziehungen zwischen Vietnam und Rußland. Es habe »die Verteidigungs- und Sicherheitszusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auf wirksame und umfassende Weise gestärkt«. Rußland bleibe ein wichtiger Partner Vietnams im Bereich der Militärtechnologie.
Die USA hatten schon im Vorfeld der Reise versucht, Druck auf Vietnam auszuüben. Wie am Donnerstag der britische »Guardian« berichtete, warnte ein Sprecher der USA-Botschaft in Hanoi, kein Land solle Putin eine Plattform bieten, »um seinen Angriffskrieg in der Ukraine zu bewerben und seine Greueltaten zu normalisieren«. Hanoi hat bisher alle westlichen Versuche, Rußland für den Ukraine-Krieg zu verurteilen, zurückgewiesen, sich bei Resolutionen der UNO-Vollversammlung gegen Rußland enthalten und zuletzt nicht am Ukraine-Gipfel in der Schweiz teilgenommen. Putin dankte Vietnam für seine »ausgewogene Haltung zur Ukraine-Krise«, mit der er mehr als zufrieden sei.