Luxemburg28. August 2025

Erdbeobachtungssatellit »LUXEOSys« nach Verdoppelung der Kosten und mehrjährigen Verzögerungen lanciert

Bildlieferant für Kriegsplaner

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Nachdem sich schon die Kosten seiner Anschaffung mehr als verdoppelt hatten, wurde der von der Regierung betriebene Erdbeobachtungssatellit »LUXEOSys« am Dienstag mit mehrjähriger Verspätung von der an der Pazifikküste der USA gelegenen »Vandenberg Space Force Base« ins Weltall befördert. Dazu wurde statt der bei Projektbeginn 2018 geplanten europäischen Trägerrakete »Vega-C« von Arianespace eine »Falcon 9«-Rakete des privaten US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX benutzt. »Weniger als zwölf Minuten nach dem Start«, so die »Direction de la défense« noch in der Nacht zum Mittwoch in einem Pressekommuniqué, sei der Satellit ausgesetzt und entfaltet worden.

»Der Start und die Inbetriebnahme des Systems sind wichtige Meilensteine bei der Umsetzung der luxemburgischen Weltraumstrategie im Verteidigungsbereich«, heißt es im Pressekommuniqué weiter. »Dank dieses hochmodernen Erdbeobachtungssystems« könne das Armeeministerium »der steigenden Nachfrage« staatlicher Stellen nach Satellitenbildern gerecht werden. Allerdings werde es noch bis Anfang nächsten Jahres dauern, bis das »Luxembourg Earth Observation System«, so sein voller Name, das den weiteren Angaben zufolge als »Bildlieferant« insbesondere für die Kriegsplaner von EU und NATO sowie von »anderen vertrauenswürdigen Partnern« gedacht ist, »nach einer Reihe von Tests im Orbit« voll einsatzfähig sei.

Anders als der zusammen mit SES betriebene militärische Kommunikationssatellit »GovSat-1«, der bereits Ende Januar 2018 von Cape Canaveral in den USA aus ins All befördert wurde, und der laut dem ehemaligen grünen Armeeminister François Bausch der NATO und den Kiewer Truppen seit Februar 2022 im ukrainischen Kriegsgebiet »eine sichere Internetverbindung« gewährleistet, wurde der neue Erdbeobachtungssatellit nicht in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht. Vielmehr umkreist er sonnensynchron 15 Mal pro Tag die Erde in einer Höhe von rund 450 Kilometern, so daß er Kriegsplanern und -strategen eine »globale Abdeckung« bieten kann. Seine Betriebsdauer wird mit »sieben plus drei Jahren« angegeben.

Der rund 800 Kilogramm schwere sechseckige Satellit mit einem Durchmesser von knapp zwei Metern wurde von OHB Italia, einer Tochter des norddeutschen Raumfahrt- und Rüstungskonzerns Orbitale Hochtechnologie Bremen (OHB) entwickelt und gebaut. Pro Tag kann seine hochauflösende optische Kamera bis zu 100 Fotos von der Erdoberfläche aufnehmen, die jeweils eine Fläche von zehn mal zehn Kilometern abdecken.

Die im Sommer 2018 von ihr bewilligten 170 Millionen Euro zum Bau des Satelliten stockte die Chambermehrheit schon zwei Jahre später um zusätzliche 180 Millionen Euro auf. Der Start des Satelliten wurde im Sommer 2020 zunächst auf 2023 und später wegen Problemen mit der geplanten Trägerrakete »Vega-C« auf »Ende 2024, Anfang 2025« verschoben. Weil vergessen wurde, daß die Armee in ihrer Diekircher Kaserne weder über das dazu notwendige Knowhow, noch über die notwendigen technischen Installationen verfügt und auch die Bodenantennen nicht auf dem Kasernengelände errichtet werden konnten, mußte die Steuerung von »LUXEOSys« mal wieder nach Belgien ausgelagert werden – dieses Mal in das kleine, zur Gemeinde Libin in der Provinz Luxemburg gehörende Dorf Redu. Dem Satellitenflopp fiel der militärische Koordinator des Armeeministeriums Gilles Feith zum Opfer, der aber sanft landete und Vorstandschef bei Luxair wurde.