Die »Weltuntergangsuhr« tickt
Mit einem – laut der Federation of American Scientists (FAS) – Stückpreis von rund 28 Millionen US-Dollar ist die »B61-12«, die neueste Atombombe »Made in USA«, mit der Washington diesmal nicht nur das »alte«, sondern auch das »neue«, das näher an Rußland liegende Europa beglücken will, die teuerste Nuklearwaffe, die jemals gebaut wurde.
Nach dem 2014 von der Administration des damaligen USA-Präsidenten Obama und seines Vizepräsidenten Biden initiierten Rüstungsprogramm ist die Produktion von 400 bis 480 solcher Bomben geplant, so daß allein ihre Herstellungskosten zusammen 11,2 bis 13,4 Milliarden US-Dollar (nach derzeitigem Kurs sind das 9,9 bis 11,9 Milliarden Euro) betragen werden.
Wie die zur Verschleierung des tatsächlichen Militärbudgets der USA dem Energieministerium unterstellte Nationale Verwaltung für Nukleare Sicherheit kürzlich angekündigt hat, soll die Serienproduktion der »B61-12« im Mai beginnen.
Fertiggestellte Atombomben sollen von der U.S. Air Force unter anderem zu NATO-Stützpunkten in Italien (Aviano und Ghedi), der Türkei (Incirlik), den Niederlanden (Volkel), Belgien (Kleine Brogel) sowie nur 70 Kilometer Luftlinie hinter unserer Grenze in Büchel in der deutschen Eifel gebracht werden, wo sie bis zum Ende des Fiskaljahres 2026 nach und nach alle älteren US-amerikanischen »B61«-Atombomben ersetzen sollen.
Bei der »B61-12« handelt es sich faktisch um eine Weiterentwicklung, die »viel flexibler einsetzbar« sein soll. Vor allem soll sie, wie »Experten« behaupten, »viel treffgenauer« sein und den Washingtoner Kriegsplanern »chirurgische Schläge« mit einem geringeren radioaktiven Niederschlag ermöglichen.
Es ist nicht schwer, zu erraten, worauf derlei »Experteneinschätzungen« hinauslaufen: Bei den Pentagon-Strategen wird die Hemmschwelle, Atomwaffen einzusetzen, sinken, wenn man der Weltöffentlichkeit einreden kann, es würden ja nur die »Schurken« bombardiert, der »Kollateralschaden« – sowie die Auswirkungen auf die eigenen Truppen oder verbündete Länder – bleibe gering.
Zugleich bekunden die NATO-Staaten ihren Willen zur atomaren Kriegführung. So berichtete die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« im Juni 2020 aus Brüssel, der olivgrüne Armeeminister François Bausch und seine Kollegen aus den anderen NATO-Staaten hätten dort bei einem Treffen kurz zuvor einem »streng geheim(en)« Papier zugestimmt, das vorsehe, künftig mit allen »defensiven und offensiven Fähigkeiten« der NATO »von der Raketenabwehr bis zu nuklearen Erstschlägen« zu operieren. Zudem behalte sich das westliche Kriegsbündnis vor, konventionell bestückte Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren – sie könnten bei Bedarf jederzeit »nuklear aufgerüstet werden«.
Die Gefahr eines Atomkrieges bleibt also hoch. Die »Weltuntergangsuhr« steht seit dem 24. Januar 2020 auf 100 Sekunden vor Mitternacht. Zur Begründung verweisen die Herausgeber der Zeitschrift »Bulletin of the Atomic Scientists«, deren Komiteemitglieder über den Stand der Uhr entscheiden, auf »anhaltende und gefährliche Bedrohungen« durch Atomwaffen, den Klimawandel, gefährliche Technologien und die Coronapandemie.
Die »doomsday clock«, an deren Einführung Albert Einstein vor 75 Jahren beteiligt war, wurde 2020 von den Atomwissenschaftlern auf 100 Sekunden vor Mitternacht vorgerückt – und damit näher als jemals zuvor an 0 Uhr.