Leitartikel20. Oktober 2021

»Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden«

von

Wer auf Parkplatzsuche ist, fühlt sich vielleicht manchmal an diese Zeile aus einem Song von Herbert Grönemeyer aus dem Jahr 1984 erinnert. Denn, wer die am Dienstagmorgen beim ACL genannten Zahlen zu Fahrzeugen pro Kopf in Luxemburg vernommen hat, weiß, daß der Kampf um einen Abstellort für das eigene Vehikel im öffentlichen Raum immer härter wird.

Seit vorgestern, Montag, gilt in Düdelingen ein neues Parksystem. Auch wenn die Stadt aktuell und seit einiger Zeit einer Dauerbaustelle gleicht, die von Einheimischen wie Besuchern ohnehin schon einiges an zusätzlichen Nerven erfordert, kündigten es die Schilder, mit Aufschriften wie »Zone A« und »Zone B« bereits in der vergangenen Woche an.

Seit einigen Jahren bereits gibt es in der Südmetropole ein in Zonen eingeteiltes Parkleitsystem und Anwohnervignetten, damit diese ihre Fahrzeuge kostenlos in ihrem Viertel abstellen können. Kostenlos ist etwa ein großer Parkplatz hinter dem Bahnhof, welcher insbesondere zum Umsteigen auf die Bahn einladen soll.

Allerdings gab es seither auch viel Unbehagen: So stellte sich aufgrund anfänglich nicht sehr hoher Kontrollfrequenzen Frust bei Anwohnern ein, die zusehen mußten, wie Grenzpendler weiterhin ihre Straßen zuparkten, während sie trotz Vignette selbst weit weg von der Wohnung ihr Fahrzeug abstellen mußten. Mit der Zeit stellte sich ein Lerneffekt bei Ortsfremden ein, jedoch sorgten die gebührenfreien Mittagsstunden in den Vierteln nahe des Zentrums dafür, daß reihenweise Betriebsfahrzeuge dort abgestellt wurden, mit denen etwa Handwerker zum Mittagessen in einem der Lokale anreisten.

Um die Situation weiter zu entschärfen, gelten nun seit Montag wiederum neue Regeln. So wurden, wie erwähnt, zwei Zonen geschaffen: »Centre« und »Quartier«. Während die Bewohner der Zone Centre ihre Fahrzeuge auch im Quartier parken dürfen, ist dies umgekehrt den Inhabern der Quartier-Vignette im Zentrum nicht erlaubt. Hier könnte neuer Knatsch an den Zonengrenzen vorprogrammiert sein, denn Parkplätze bleiben knapp. Zwar sind die Grenzgänger aus den Wohnvierteln zum Teil verdrängt worden durch die Einführung von Vignetten und ansonsten kostenpflichtig zu erwerbenden Parkscheinen, doch war das Fahrzeug-Aufkommen auch vor der neuen Regelung derart hoch, daß Anwohner mit Vignette teils mehrere Tage in der Woche ihre Fahrzeuge weit weg von der Wohnung, in Bereichen ohne Parkreglementierung abstellen mußten und sich wohl fragten, wofür sie das kleine viereckige Papier bezahlten. Doch wer mit dem Gedanken spielte, aus diesem Grund auf eine Vignette komplett zu verzichten und stattdessen immer in entfernten, wesentlich weniger belasteten Straßen zu parken, dem wurde nun mit der neuen Verordnung ein Strich durch die Rechnung gemacht, indem es keine vignettenfreien Parkflächen in den Vierteln mehr gibt. Dazu kommen Unsicherheiten im Bezug auf Besucher.

Die Anregungen von Anwohnern, zur weiteren Entschärfung ausschließlich Vignettenfahrzeuge und keine mit Parktickets zuzulassen, kam ebenfalls nicht zum Tragen. Wer abends auf der Suche nach einem Parkplatz in der Umgegend seiner Wohnung 15 bis 20 Minuten lang über die Verkehrsberuhigungskissen holpern muß, dürfte sich insgeheim die Frage stellen, ob das neue System nun tatsächlich zu einer Entspannung im Parkplatz-Chaos führt oder ob es nur die Stadtkasse füllen soll.