Krieg löst keine Probleme
Obwohl er bereits mehrmals der Lüge überführt wurde, hält der selbsternannte Weltgendarm Donald Trump an der Behauptung fest, den Iran am Bau einer Atombombe hindern zu wollen. Eine dreißig Jahre alte Lüge wird allerdings auch dann nicht zur Wahrheit, wenn man sie im Stundentakt über sämtliche zur Verfügung stehenden Medien verbreitet. Nicht nur die dafür zuständige UNO-Spezialorganisation IAEA hat mehrfach erklärt, daß es keinerlei Belege für ein iranisches Atomwaffen-Projekt gibt, und auch seine eigenen Geheimdienste haben den Gebieter des Weißen Hauses noch kurz vor dem massiven Angriff mit den teuren Tarnkappenbombern in der Nacht zum Sonntag darauf hingewiesen.
Es fällt auf, daß Trump einigermaßen ungerührt zur Kenntnis genommen hat, daß trotz der gewaltigen bunkerbrechenden Bomben, die mit hohem Aufwand aus den USA herangeschleppt wurden, die durchaus bekannten und von der IAEA permanent überwachten Nuklearanlagen des Iran zwar stark beschädigt, jedoch nicht total ausgelöscht wurden. Da drängt sich der Gedanke auf, daß es eigentlich gar nicht um ein nicht existentes Waffenprogramm geht, das sich lediglich hervorragend eignet, um die sogenannte Weltöffentlichkeit zu verwirren und den Gegner als den großen Schurken darzustellen.
Nur am Rande hatte Donald Trump die Möglichkeit eines »Regimewechsels« in Teheran angesprochen, im Unterschied zu seinen Kumpanen in Israel, die mit Hilfe ihrer berüchtigten Mossad-Leute nicht nur unter Verletzung jeglichen Völkerrechts iranische Militärs und Wissenschaftler gezielt umbrachten, sondern auch offen mit der Tötung des religiösen Führers des Iran gedroht haben.
Blickt man auf die riesigen Vorkommen an Öl und Gas und die weiteren natürlichen Ressourcen, darunter nicht unwesentliche Mengen an Seltenen Erden auf dem Gebiet des Iran, wird eher klar, daß es den USA und Israel, aber auch deren Verbündeten in der NATO und der EU überhaupt nicht um irgendwelche Waffenprogramme oder gar um Menschenrechte geht. Der Krieg gegen den Iran zielt vor allem auf die Verfügung über diese Rohstoffe ab, und er richtet sich zudem gegen die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen des Iran mit China und Rußland, gegen das Erstarken der Gemeinschaft BRICS. Auch das durchaus symbolhafte Datum des Angriffs der USA, der Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion im Jahr 1941, ist nicht unbedeutend.
Es ist ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer auf einem ohnehin lichterloh brennenden Kriegsschauplatz. Wohin Umstürze mit dem Ziel des »regime change« führen, wurde sehr deutlich nach der Invasion der USA im Irak unter dem Vorwand der Verhinderung der Herstellung von Massenvernichtungswaffen. Eine der Folgen war die Entstehung der Terrororganisation »Islamischer Staat« mit allen seinen Ablegern und Nachahmern, die seitdem die ganze Region terrorisieren, ungeachtet der von Präsident Bush verkündeten »erfüllten Mission«. Verschärft wurde das nach dem Krieg in Libyen, in dessen Folge neue Terrorgruppen und Waffen große Teile Afrikas überfluteten. Diese und andere Regimewechsel haben die Welt nur noch unsicherer gemacht, und niemand in den Regierungsetagen im »regelbasierten Westen« hat auch nur andeutungsweise einen Plan, wie all diese Probleme zu lösen sind.
»Der Krieg löst keine Probleme, sondern verstärkt sie und hinterläßt tiefe Wunden in der Geschichte der Völker, die Generationen benötigen, um zu heilen«, sagte Papst Leo am Sonntag. Recht hat er, kann man nur sagen.