Ausland04. Oktober 2024

Lieber kassieren als sanktionieren

Rußland denkt über Gegensanktionen nach. Möglichkeiten sind da. Wahrscheinlich sind sie allerdings nicht

von Klaus Fischer, Berlin

Klar war sofort, welche Länder gemeint waren und worum es ging. Die Sanktionen des Westens im mehrfach erklärten Wirtschaftskrieg gegen die Russische Föderation: Vor einer Woche ließ die russische Zeitung »Wsgljad« (Meinung, Ansicht) aufhorchen. Präsident Wladimir Putin habe vorgeschlagen, über »gewisse Beschränkungen« für Nickel-, Uran- und Titanlieferungen an »unfreundliche Länder« nachzudenken, schrieb das regierungsnahe Blatt in einem längeren Beitrag.

Die Frage bewegt nicht nur große Teile der Bevölkerung Rußlands, sondern treibt auch Staatsdiener, Journalisten und Blogger um. Nicht wenige sind der Meinung, daß die Regierung bislang nicht mit der notwendigen Härte gegen den von Washington angestifteten Wirtschaftskrieg vorgegangen sei. Doch schnell wurde klar, daß dies weiter nur Gedankenspiele sind. Putins Äußerung wurde von ihm nämlich mit einer Einschränkung versehen: Es sei allerdings »nicht notwendig«, dies »zu unserem eigenen Nachteil zu tun«.

Selbstverständlich gibt es Argumente für Vergeltungsmaßnahmen. Nickel, Titan und Uran sind Metalle, die für die moderne Industrie weltweit von enormer Bedeutung sind. Vor allem aber sind es Ressourcen, die Rußland weit über den Eigenbedarf hinaus zur Verfügung stehen. Bei Nickel, einem Stahlveredler, der auch für die Batteriefertigung wichtig ist, entfallen auf Rußland fast zehn Prozent der weltweiten Förderung und rund 19 Prozent des globalen Handelsvolumens, zitiert »Wsgljad« einen Experten der Investmentfirma Finam.


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