Deutlich mehr Gewalt gegen Frauen in Deutschland
Berlin – Die Zahl der registrierten Fälle von Gewalt gegen Frauen in Deutschland nimmt zu. So stieg die Zahl der weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt laut einer Auswertung des Bundeskriminalamts um 5,6 Prozent auf 180.715. Im Jahr 2022 waren es noch 171.076. Die Entwicklung geht aus dem aktuellen Lagebild »Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten« hervor, das die Ministerinnen für Frauen, Lisa Paus (Grüne), und Inneres, Nancy Faeser (SPD), am Dienstag mit dem Vizepräsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Michael Kretschmer, in Berlin vorstellten.
»Die Zahlen und Fakten zeigen, daß Haß und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind«, sagte Kretschmer. Dabei sei der digitale Raum »der Treiber«. In 70,5 Prozent der Fälle sind Frauen und Mädchen von häuslicher Gewalt betroffen. Die Erhebung umfaßt Fälle, die der Polizei im Jahr 2023 bekannt wurden. Die Entwicklung der Daten hängt also auch stark davon ab, ob häusliche Gewalt angezeigt wird. Insbesondere bei digitaler und partnerschaftlicher Gewalt gehen die Ermittler von einer hohen Dunkelziffer aus.
Auch bei Sexualstraftaten verzeichnet das BKA einen Anstieg. 2023 wurden demnach 52.330 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten – 6,2 Prozent mehr als 2022. Etwas mehr als die Hälfte der Opfer war hier jünger als 18 Jahre. Kretschmer betonte, daß die Ermittler im Jahr 2023 bei allen Taten, die sich spezifisch gegen Frauen richteten, einen Anstieg festgestellt hätten. Das gelte auch für die Zahl der versuchten und vollendeten Tötungsdelikte. 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden, ein Prozent mehr als 2022. 360 Frauen und Mädchen starben dabei.
Der Anteil an weiblichen Opfern, die im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen Opfer von Tötungsdelikten wurden, lag bei 80,6 Prozent. Das Risiko, Opfer eines Femizids zu werden, steige mit dem Alter, erklärte Kretschmer weiter. Das Lagebild ergebe eine hohe Betroffenheit der 60- bis 80-Jährigen.
Ein weiterer auffälliger Befund: Die Zahl der Straftaten, die ausschließlich auf frauenfeindlichem Gedankengut basieren, stieg 2023 um mehr als 56 Prozent gegenüber 2022. Demnach wurden 322 Taten gegen Frauen erfaßt, bei denen das Tatmotiv ausschließlich auf Vorurteile gegen Frauen oder das weibliche Geschlecht zurückgeht.