»Sir! No Sir!«
»Kein Vietcong nannte mich jemals Nigger.« Mit diesen Worten verweigerte der afroamerikanische Weltklasseboxer Cassius Marcellus Clay Jr., alias Muhammad Ali, im April 1967 vor dem Bezirksgericht von Atlanta den Kriegsdienst in der USA-Armee. »Nein, ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen.«
Wegen seiner Verweigerung wurde der Sohn einer schwarzen Arbeiterfamilie aus Louisville, Kentucky zu fünf Jahren Gefängnis und 10.000 Dollar Geldstrafe verurteilt. Sein Titel als Schwergewicht-Champion wurde ihm aberkannt, die Boxlizenz für drei Jahre entzogen und er mußte seinen Reisepaß abgeben.
Bis zur endgültigen Niederlage der USA 1975 verweigerten mindestens 200.000 Männer den Kriegsdienst in Vietnam. 125.000 sind ins Nachbarland Kanada geflüchtet und hatten dort Asyl bekommen und mehr als 100.000 wehrpflichtige junge Männer sind dem Einberufungsbefehl erst gar nicht gefolgt, sondern gleich ins Exil gegangen.
Als USA-Präsident George W. Bush im März 2003 den Befehl zum völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak gab, war der »Greencard-Soldier« José Antonio Gutierrez der erste Soldat auf Seiten der Invasoren, der getötet wurde. Er hatte sich als Straßenkind aus Guatemala nach Norden durchgeschlagen, wo man ihm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft als Lohn für seinen Kriegsdienst in Aussicht gestellt hatte.
Und heute? Schon in der ersten Woche seiner Amtszeit als USA-Präsident verabschiedete Trumps Mehrheit im Kongreß den Laken Riley Act, der die Inhaftierung und Abschiebung auch von Einwanderern vorsieht, die lediglich Bagatelldelikte begangen haben. Die Verschärfung paßt zu Trumps Ankündigung, Immigranten millionenfach abzuschieben, die Mauer zu Mexiko auszubauen und dazu selbst das Militär hinzuzuziehen.
Doch schon die US-amerikanische Waffenhilfe, ohne die der Völkermord Israels an den Palästinensern nicht möglich wäre, hatte am 13. Januar vergangenen Jahres mehr als 100.000 Menschen mobilisiert, die in Washington D.C. gegen den Genozid in Gaza auf die Straße gingen. Am 26. Februar 2024 verbrannte sich Aaron Bushnell vor der Botschaft Israels in Washington selbst, weil sich der US-Air-Force-Soldat »nicht länger an einem Völkermord mitschuldig machen« wollte.
Auch die 1.500 Soldaten, die bereits an die Grenze zwischen den USA und Mexiko geschickt wurden, haben von den Menschheitsverbrechen der israelischen Streitkräfte in Gaza erfahren. Sie haben aber auch gesehen, daß Anklagen gegen israelische Regierungspolitiker erhoben wurden. Und sie haben gesehen, daß sich auch israelische Reservisten weigern, gegen Israels arabische Nachbarländer in den Krieg zu ziehen.
Deshalb ist davon auszugehen, daß ein Teil der Soldaten, die Trump gegen Einwanderer aus Südamerika eingesetzt hat oder noch einsetzen wird, den Befehl, Menschen zusammenzutreiben und sie in Lager oder Flugzeuge zu zwingen, verweigern werden. Einige Soldaten werden sich sogar dagegen wehren, im Hintergrund eingesetzt zu werden, während die Polizei und die Einwanderungs- und Zollbehörde die schmutzige Arbeit verrichten.
Statt auf den Supreme Court zu hoffen, in dem Trump schon in seiner ersten Amtszeit mit der Ernennung dreier genehmer Richter eine rechte Mehrheit installiert hat, sollten Trump-Gegner in den USA besser Soldaten ermutigen, unmenschliche Befehle zu verweigern.