Kaleidoskop18. Juli 2025

Theaterregisseur Claus Peymann gestorben

von dpa/ZLV

Berlin – Der deutsche Theaterregisseur und Intendant Claus Peymann ist nach längerer, schwerer Krankheit am Mittwoch in Berlin gestorben. Er wurde 88 Jahre alt, erst kürzlich hatte er Geburtstag gefeiert. Der 1937 in Bremen geborene Regisseur arbeitete an verschiedenen Theatern und leitete zwischen 1986 und 1999 das Wiener Burgtheater. Von 1999 bis 2017 war er Intendant des Berliner Ensembles.

Peymann arbeitete mit Autoren wie Thomas Bernhard und Thomas Brasch, Botho Strauß, Peter Turrini, Peter Handke, George Tabori und Elfriede Jelinek zusammen. In Berlin trat er als »Reißzahn im Arsch der Mächtigen« im einstigen Brecht-Theater am Schiffbauerdamm an. Bis zu seinem Abschied feierte er am Berliner Ensemble Zuschauerrekorde und ärgerte sich über Kritiker, die seine Klassiker-Inszenierungen als altbacken bezeichneten.

Zu seinen größten Erfolgen gehörte »Heldenplatz« von Thomas Bernhard, das 1988 am Burgtheater uraufgeführt wurde. Das Stück, das den Antisemitismus in Österreich thematisiert, wurde aus konservativen und rechten Kreisen angefeindet. Auch nach jahrzehntelanger Karriere kämpfte Peymann mit Leidenschaft für das Theater. Dabei war er nie zimperlich. Er teilte verbal gern aus. »In meiner Gegenwart kann man sich nicht langweilen«, sagte er einmal. »Aber ich bin natürlich auch nicht zum Aushalten.«

Bei seinem Abschied vom Berliner Ensemble sagte der damals 80-Jährige: »Das Entscheidende am Theater ist die Liebe.« Von »Zynismus als Weltanschauung« keine Spur, beschrieb er seine Herangehensweise. »Cool war hier nichts.« Auch jenseits der Bühne machte Peymann mit politischen Äußerungen und Aktionen Schlagzeilen. Mit dem österreichischen Dramatiker Peter Handke zeigte er Solidarität, als der Autor wegen seiner projugoslawischen und später proserbischen Haltung in den Balkankriegen in NATO- und EU-Europa in der Kritik stand. Peymann selbst wurde scharf kritisiert, als er 2008 dem ehemaligen Mitglied der 1998 aufgelösten Roten Armee Fraktion (RAF) Christian Klar ein Praktikum an seinem Theater anbot.

Provokationen – im Politischen wie im Künstlerischen – lägen in seiner Natur, sagte Peymann einmal: »Ich bin kein Anpasser. Sondern ich bin jemand, der sich auf den Marktplatz stellt und dadurch auch keine Angst hat zu polarisieren.« Seine letzte Inszenierung war vor zwei Jahren Samuel Becketts »Warten auf Godot« im Theater in der Josefstadt Wien.