Luxemburg10. Juni 2023

Düsenlärm am Nachmittag

NATO-Großmanöver findet im an Luxemburg grenzenden »Luftübungsraum Süd« zwischen 13 und 17 Uhr statt

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Nur ein paar Flugsekunden vom bei Touristen beliebten Vianden entfernt betreiben die »United States Air Forces in Europe« (USAFE) die »Spangdahlem Air Base«. Diese ist zentral in »Air Defender 2023«, die am Montag beginnende und auf zwölf Tage angelegte »größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit der Gründung der NATO«, eingebunden. Von da aus sollen unter anderem hochmoderne F-15-Jets abheben, um im direkt an Luxemburg grenzenden »Luftübungsraum Süd« mehrstündige Manöver zu fliegen.

Militärflugzeuge verbrennen jedoch nicht nur viel mehr Kerosin als zivile Maschinen, sie verursachen auch deutlich mehr Fluglärm. Betroffen von »1.800 einzelnen taktischen Flugbewegungen« ist vom 12. bis 23. Juni ein Großteil des deutschen Luftraums. Dabei erstreckt sich »Übungsraum Süd« vom Fliegerhorst Lechfeld in der Nähe von Augsburg in Bayern über Baden-Württemberg und das Saarland bis zum wenige Kilometer von unserer Grenze entfernten rheinland-pfälzischen Truppenübungsplatz Baumholder bei Idar-Oberstein. In dem Gebiet soll das Manöver nachmittags zwischen 13 und 17 Uhr stattfinden, so die Ankündigung der Bundeswehr, die das Manöver zusammen mit der U.S. Air Force entworfen hat. Schon vormittags gibt es im »Übungsraum Ost«, der die Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Sachsens betrifft, dicke Luft. Hier werde von 10 bis 14 Uhr geübt, und zwischen 16 und 20 Uhr im »Übungsraum Nord« – das ist der Luftraum über der Nordsee, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Nachts und am Wochenende fänden keine Manöverflüge statt, heißt es.

Neben Spangdahlem in Rheinland-Pfalz und Lechfeld in Bayern wird auch von anderen Flugplätzen aus gestartet. Zu den ebenfalls wichtigen gehören Wunstorf in Niedersachsen sowie Jagel und Hohn in Schleswig-Holstein. Daneben wird Laage in Mecklenburg-Vorpommern genutzt, außerhalb Deutschlands zudem die »Vliegbasis Volkel« in der niederländischen Provinz Noord-Brabant und der tschechische Militärflugplatz Čáslav. »Es gilt, daß wir dort üben müssen, wo wir gegebenenfalls auch eingesetzt werden«, heißt es. Neben dem hauptsächlichen Manövergeschehen in Deutschland – inklusive Luftbetankungen, militärischer Abfangübungen und Tiefflugmanövern – seien täglich Flugoperationen zur NATO-Ostgrenze, ins Baltikum und in Richtung Schwarzes Meer, geplant.

»Pro Tag bis zu 50.000 Verspätungsminuten«

Das alles hat Folgen für den zivilen Flugverkehr. Um sie zu begrenzen, wird mit der deutschen Flugsicherung und anderen zivilen Stellen zusammengearbeitet. Unter Berufung auf Berechnungen der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (Eurocontrol), hat der Präsident der deutschen Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Matthias Maas, gegenüber der ARD gesagt, an jedem Manövertag sei mit bis zu 50.000 Verspätungsminuten zu rechnen. Das sei vergleichbar »mit einem Tag mit schweren Gewittern«.

Deutschland werde während des Manövers »zum Flaschenhals der europäischen Luftfahrt«, sagte GdF-Präsident Maas weiter. »Es ist utopisch zu glauben, man könne über Zentraleuropa üben und der reguläre Luftverkehr läuft einfach so weiter. (…) Nein, so ein Manöver beinhaltet einfach zu viel Unwägbarkeiten, als daß man das behaupten kann.« Um die Verspätungen möglichst aufzufangen, hat die deutsche Regierung die Bundesländer und die Nachbarstaaten vor Monaten aufgefordert, Nachtflugverbotszeiten an zivilen Flughäfen für die Dauer des Manövers zu reduzieren.