Luxemburg02. Februar 2024

Studie zur Qualität der Arbeit

Die Unzufriedenheit über die Arbeitsverhältnisse wächst weiter

von Ali Ruckert

Die Befragung zur Qualität der Arbeit, welche die »Chambre des salariés« in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg seit zehn Jahren durchführt und an welcher zwischen Juni und September 2023 insgesamt 2.732 Lohnabhängige mit Wohnsitz in Luxemburg und Grenzgänger aus Belgien, Deutschland und Frankreich teilnahmen, hat ergeben, dass generell der Druck auf die Lohnabhängigen zugenommen hat.

Auch wenn es Unterschiede zwischen den einzelnen Kategorien von Lohnabhängigen und den verschiedenen Wirtschaftsbereichen gibt, ergibt sich aus der Studie, dass der Index der Qualität der Arbeit, der 2014 noch 56.2 von 100 betrug, und im Co­ro­najahr 2020 mit 53.5 auf einen Tiefpunkt gefallen war, von 2022 auf 2023 aber erneut von 54.9 auf 54.6 zurückging. Bei Beschäftigten, die Anlagen und Maschinen bedienen, betrug dieser Wert nur noch 46.8, um Handel sogar nur 48.3 Prozent. Bei Lohnabhängigen, die teilweise oder ganz im Homeoffice arbeiteten, blieb der Index der Qualität der Arbeit mit 58.0 praktisch stabil.

Betrachtet auf zehn Jahre, gingen die körperliche Belastung und die Gesundheitsrisiken aus der Optik der Befragten wohl zurück, aber die geistige Belastung stieg deutlich an.

Motivation nimmt ab, Burnout steigt

Aus der Untersuchung geht hervor, dass Arbeitsunzufriedenheit, Konflikte zwischen Berufs- und Privatleben und körperliche Gesundheitsprobleme zunehmen, die Motivation bei der Arbeit aber stark abgenommen hat, von 60.2 im Jahr 2014 auf 51,9 im vergangenen Jahr. Die Gefahr eines Burnouts sehen inzwischen deutlich mehr Lohnabhängige.

Die Studie zeigt zudem, dass Konflikte zwischen dem Berufs- und dem Privatleben bei Lohnabhängigen, die keine Telearbeit verrichten, bei Familien mit Kin­dern und bei Schaf­fenden, die zu atypischen Arbeitszeiten beschäftigt sind, besonders stark sind.

Immer längere Arbeitszeiten

Festzuhalten ist, dass die durchschnittliche vertragliche Arbeitszeit steigt, insbesondere bei Frauen. Das gilt auch für die tatsächliche Arbeitszeit. Männer arbeiteten 2023 pro Woche im Durchschnitt 3,8 Stunden länger als ihre vertragliche Arbeitszeit, Frauen 2,6 Stunden. 2017 war es nur 1,3 Stunden.

Ein Problem für die Balance zwischen der Arbeit und dem Privatleben ist es auch, dass die durchschnittliche Dauer des einfachen Weges zum Arbeitsplatz inzwischen auf 44 Minuten gestiegen ist.

Bei Lohnabhängigen, die hierzulande wohnen, beträgt der Durchschnitt 32 Minuten, bei Grenzgängern aber schon 57,6 Minuten. Je länger der Weg ist, desto unzufriedener sind die Lohnabhängigen denn auch.

Auf eine Woche betrachtet, betragen Arbeitszeit und Fahrtzeit zur Arbeit bei Lohnabhängigen zusammengenommen im Durchschnitt 50,8 Stunden am Tag. Bei Grenzgängern sind es schon 53,3 Stunden.

Damit zusammen hängt auch zum Beispiel, dass Lohnabhängige, deren Fahrtzeit zur Arbeit mehr als 30 Minuten, also mehr als eine Stunde beträgt, wenn man Hin- und Rückfahrt zusammenrechnet, deutlich weniger ehrenamtliche und gemeinnützige Aktivitäten entwickeln oder politisch und gewerkschaftliche tätig sind.

Das gilt auch für Frauen, die im Durchschnitt mehr Zeit für Kochen und häusliche Aufgaben sowie Kindererziehung und Kinderbetreuung aufbringen.

83 Prozent für Arbeitszeitverkürzung bei glei­chem Lohn

Aus der Studie kann man unter anderem schlussfolgern, dass sich die ganz große Mehrheit der Lohnabhängigen bessere Arbeitsbedingungen und eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeit und Privatleben wünschen und weniger arbeiten und mehr Telearbeit verrichten wollen. Insgesamt 83 Prozent (!) sind für Arbeitszeitverkürzung bei glei­chem Lohn.