Leitartikel22. August 2023

Kooperation statt Konfrontation

von

Heute beginnt in Südafrika das Gipfeltreffen der BRICS-Staaten. Schon in den Vorberichten haben westliche Medien vorwiegend Häme übrig für die Zusammenkunft dieses Staatenbundes. Während die führenden Mächte des Westens, einschließlich ihrer Interessenvertretungs-Organisationen NATO und EU, alles auf Konfrontation setzen, den Wirtschaftskrieg gegen Rußland und China forcieren, Feindschaften zu schüren zwischen Völkern, Religionsgemeinschaften, Nationen und Nationalitäten, die noch vor Jahren friedlich miteinander und nebeneinander leben konnten, geht es den BRICS-Staaten um fruchtbare und friedliche Kooperation.

Die bisherigen Mitglieder des Bundes – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika – verbindet vor allem das gemeinsame Interesse, ihre jeweiligen Volkswirtschaften ohne Störungen von außen möglichst erfolgreich zu entwickeln. Sie verbindet keine gemeinsame politische Weltanschauung. Die Kooperation zwischen dem durch und durch kapitalistischen Brasilien, unter der Präsidentschaft des faschistoiden Bolsonaro politisch eher den USA unter Trump zugeneigt, dem kapitalistischen Rußland, dem von Nationalisten regierten Indien, China unter Führung der Kommunistischen Partei und dem von immer neuen Wirtschaftskrisen geschüttelten, noch unter den Folgen der Apartheid leidenden Südafrika funktioniert offenbar so gut, daß sich herrschende Kreise im »Westen« davon bedroht sehen.

Nun drängen Dutzende Staaten, darunter absolutistisch regierte arabische Monarchien, in Richtung BRICS, wollen eine vollwertige Mitgliedschaft oder zumindest eine engere Zusammenarbeit. Das läßt den Schluß zu, daß die »Werte«-Vorstellungen des »Westens« nicht attraktiv sind für diese Länder. Und man kann annehmen, daß der Umgang des »Westens« mit dem Niger, in dem Militärs die Verantwortung für das Schicksal des eigenen Landes übernehmen, diese Tendenz noch verstärken könnte.

Im Gegensatz zum »Wertewesten« bemüht sich keines der fünf BRICS-Länder, den anderen Mitgliedstaaten gegenüber als »führende Macht« aufzutreten. Deshalb ist man bei dem heute beginnenden Gipfeltreffen zu einer Erweiterung durchaus positiv eingestellt. Umso aggressiver und leider auch dümmlicher sind die Kommentare im Vorfeld. Die Deutsche Presseagentur schreibt von »Expansion«, behauptet, die Gruppe wolle »den Westen schwächen«. Tatsache ist, daß »der Westen« sich selbst schwächt mit seiner Sanktions- und Kriegspolitik. Tatsache ist, daß es ausdrücklich formuliertes Ziel ist, Rußland zu ruinieren und China zu schwächen, sich »abzukoppeln«.

Die Deutsche Presseagentur behauptet auch, mit der Erweiterung von BRICS wolle Rußland einen »Weg aus der Isolation« beschreiten. Tatsächlich sind alle Versuche, Rußland zu isolieren, bisher fehlgeschlagen. An Sanktionen gegen Rußland beteiligen sich nicht mehr als rund 40 von 192 Mitgliedstaaten der UNO, auch wenn eine Mehrheit sich Resolutionen zur Verurteilung des Kriegs in der Ukraine anschloß. Die BRICS-Staaten Indien, Brasilien und Südafrika weigern sich nicht nur, Waffen und Munition an die Ukraine zu liefern, sondern haben, ebenso wie China, eigene Initiativen für Gespräche über Waffenruhe und Frieden ergriffen.

Leider wird all das im Westen entweder totgeschwiegen oder heruntergespielt, ebenso wie Aufrufe des Papstes zu Frieden und Abrüstung. Es ist an der Zeit, zu erkennen, daß nur Kooperation statt Konfrontation unsere Welt ein Stück friedlicher machen können.