Kaleidoskop29. Dezember 2023

Polarlichter auch noch 2024

Sonnenaktivität vor Maximum

von dpa/ZLV

Göttingen – Sie sind rot, grün, manchmal auch gelb oder lila. Das Erscheinen am Nachthimmel verzaubert Schaulustige. In unseren Breiten sind sie normalerweise eher selten zu sehen: Polarlichter. Ihr Ausgangspunkt liegt rund 150 Millionen Kilometer entfernt.

Nach Auffassung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist durchaus mit weiteren Sichtungen im kommenden Jahr zu rechnen. Auch eine Expertin vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, Natalie Krivova, will dies nicht ausschließen. »Die Sonne nähert sich offensichtlich dem Aktivitätsmaximum.« Beim Freundeskreis der Himmelskunde mit einem eigenen Observatorium zur Sonnenbeobachtung im osthessischen Bad Salzschlirf teilt man diese Meinung. »Wir gehen fest davon aus, daß sie auch noch im kommenden Jahr zu sehen sind«, sagt Michael Passarge.

Für die Polarlichter ist die Sonne verantwortlich. Auf dem Stern gibt es Eruptionen, bei denen es zu einem sogenannten koronalen Masseauswurf Richtung Erde kommt, der aus Elektronen, Protonen und bestimmten Atomkernen besteht. Diese Aktivitäten durch Sonnenflecken erreichen im Durchschnitt alle elf Jahre ein Maximum. »Wir können nicht sagen, ob wir das Maximum schon erreicht haben. Es kann sein, daß die Aktivität noch weiter steigt«, sagt Natalie Krivova. Nach Auffassung des Freundeskreises ist dieses Maximum voraussichtlich noch nicht erreicht und die sogenannte Fleckentätigkeit der Sonne sei dieses Mal sehr vehement angestiegen.

Die in Richtung Erde geschleuderten Masseauswürfe rasen durch das Sonnensystem und treffen auf die Erde. Weil Bestandteile des Plasmas elektrisch geladen sind, wirken sie im Wechsel mit dem Erdmagnetfeld und stauchen es quasi zusammen. Durch magnetische Kurzschlüsse im Schweif des Erdmagnetfeldes werden Teilchenströme in die Polarregionen erzeugt, die die Luftteilchen zum Leuchten anregen, was als leuchtendes Polarlicht sichtbar wird.

»Das funktioniert wie bei einer Leuchtstoffröhre«, sagt Michael Passarge. Der energiereiche Teilchenstrom treffe auf die Erdatmosphäre und rege die Luft zum Leuchten an. »Die Leuchtfarbe wird dabei von den beteiligten Molekülen und Atomen, sowie der Energie der ausgesandten Photonen bestimmt. Atomarer Sauerstoff sendet grün-gelbes oder rotes Licht aus, während molekularer Stickstoff blau-violettes oder tiefrotes Leuchten verursacht«, heißt es beim DLR.

Laut DLR gilt grundsätzlich: »Je stärker der geomagnetische Sturm, desto weiter verlagern sich die Polarlichtzonen äquatorwärts. So konnten im Extremfall des Carrington Events von 1859 Polarlichter sogar auf Hawaii und in der Karibik beobachtet werden.« Üblicherweise würden Polarlichter in zwei ovalförmigen Bändern um die geomagnetischen Pole der Nord- und Südhemisphäre auftreten, also typischerweise mindestens zehn Breitengrade oberhalb der Nordspitze Deutschlands.

Die Erde ist durch das Magnetfeld weitestgehend geschützt. Gefährlich können aber je nach Stärke die energiereichen Teilchenströme werden. Bei starken Sonnenstürmen kann es laut Natalie Krivova Schäden an Satelliten geben, die Telekommunikation beeinträchtigt werden und es könnte auch zu Stromausfällen kommen.

Polarlichter sind am besten bei bei Neumond zu sehen, sagt Michael Passarge. Die besten Jahreszeiten seien Frühjahr und Herbst.