576 gehen »freiwillig«
Trotz Investoren-Gesprächen: Aus für Beschäftigte bei Ford Saarlouis
Hunderte Beschäftigte wollen ihren Arbeitsplatz bei Ford in Saarlouis angeblich »freiwillig« räumen. Das berichteten zumindest der »Saarländische Rundfunk« und die »Saarbrücker Zeitung« in der vergangenen Woche und beriefen sich dabei auf den Betriebsrat. Nachdem bekanntgegeben worden sei, daß Ford einen Investor für das Werk in Saarlouis gefunden habe, habe sich dieser in einem Schreiben an die Belegschaft gewandt. Aus diesem gehe hervor, wie viele Beschäftigte Ford Saarlouis bis Ende des Jahres verlassen werden.
Außerdem erläutere der Betriebsrat in seinem Schreiben, daß es vier Vereinbarungen zwischen Ford, der Landesregierung, dem möglichen Investor, dem Betriebsrat und der IG Metall gebe, die die Basis für weitere Gespräche bilden sollen. Damit sei die Chance verbunden, daß 2.500 oder mehr Arbeitsplätze am Standort erhalten bleiben könnten. Ford hatte im letzten Jahr angekündigt, das Werk 2025 schließen zu wollen.
»Mit diesem Vorvertrag solle dann unter anderem auch ein detaillierteres Investorenkonzept und eine erste Planung zum Personalübergang feststehen«, schreibt die »Saarbrücker Zeitung«. Derzeit arbeiten noch rund 4.600 Beschäftigte im Werk. Es sei bereits eine Betriebsvereinbarung über ein Abfindungsprogramm bei Verlust des Arbeitsplatzes verhandelt worden, damit niemand »ohne eine Abfindung das Ford-Werk verlassen« müsse, so der Betriebsrat.
Diese Betriebsvereinbarung sieht vor, daß bis zum Jahresende 650 Kolleginnen und Kollegen das Werk verlassen müssen. 400 Beschäftigte im Alter von 55 Jahren oder älter hätten bereits vom »Freiwilligenprogramm« Gebrauch gemacht und würden bis zum 31. Dezember gehen. Weitere 63 Beschäftigte würden bis Ende des Jahres in die »Ruhephase ihrer Altersteilzeit« eintreten und 33 nähmen an einer Mitarbeiterqualifizierung teil, die »effektiv den Personalbestand« reduziere. 20 Beschäftigte seien bereits zum Ford-Werk in Köln gewechselt und 60 hätten seit Jahresbeginn selbst gekündigt oder seien durch Elternzeit oder Sabbatical aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Bis zum 30. September soll mit dem potentiellen Investor ein bindender Vorvertrag geschlossen werden. Ford äußert sich nicht dazu, um wen es sich dabei handelt. Chinesische Medien berichteten Mitte Juni, daß der Elektroauto-Hersteller BYD mit Ford über den Verkauf eines seiner Werke in Deutschland verhandle. Und auch in deutschen Medien war BYD bereits als möglicher Investor genannt worden. Das in Shenzhen ansässige Unternehmen plant, seinen Absatz von Elektroautos in Europa bis 2030 auf 800.000 Einheiten zu steigern, einen Marktanteil von 10 Prozent zu erreichen und zu einer der drei größten Elektroauto-Marken in Europa zu werden.