Bilanz 2023, Gegenwart und Ausblick:
eSanté-Agentur glücklich und zufrieden
Die nationale Agentur fürs Teilen von Informationen im Gesundheitswesen »eSanté« hat am Dienstag Bilanz vor der Presse gezogen. Die wichtigste Information war wohl die, von den rund 3.000 Ärzten nähmen etwas über 500 am RA/PID teil, wobei der Start im März 2024 war.
Wenn Sie sich darunter nichts vorstellen können, willkommen in der Abkürzungswelt der Informatikspezialisten. RA steht für »remboursement accéléré«, wobei die Arztrechnung digital an die Gesundheitskasse geht, was zu einer rascheren Rückzahlung für die Versicherten führt. PID steht für »paiement immédiat direct«, was das eigentlich wirklich Interessante ist, weil das für die Versicherten kein Vorstrecken mehr bedeutet im Hinblick auf spätere Rückzahlung, da sie damit nur mehr den Selbstbehalt zu zahlen haben. Für die daran beteiligten Ärzte hat das den Vorteil, am selben Tag von der Gesundheitskasse den von ihr übernommenen Betrag auf ihr Konto überwiesen zu bekommen. Sie haben daher weder Außenstände, die kontrolliert werden müssen, noch Abzüge von Visa oder Mastercard, wenn Patienten damit zahlen, was sehr häufig in letzter Zeit wurde.
Es besteht daher Hoffnung auf Verallgemeinerung, umso mehr es sich herumspricht, bei welchem Arzt nur mehr die Selbstbehalte zu zahlen sind, was ganz besonders für Eltern ein Riesenvorteil ist, weil es für Kinder ja keinen Selbstbehalt mehr gibt.
Die Agentur eSanté hat für die Abwicklung inzwischen 12 Programme für gut befunden entsprechend dem, was das von ihr ausgearbeitete Lastenheft verlangt, wovon 11 tatsächlich schon bei Ärzten laufen. Damit die Installation die Ärzte nichts kostet, übernimmt eSanté für jede neue Installation 625 Euro, nachdem mindestens eine Operation gelaufen ist. Damit wird sichergestellt, daß in der Praxis jemand eingeschult wurde, damit das dann auch in Zukunft funktioniert.
Zur Zeit laufen übrigens Gespräche mit den Spitälern, um diese ins sofortige Bezahlsystem zu integrieren, was dann der Post die Zustellung von Rechnungen nimmt, aber den Spitälern viel Arbeit in den Buchhaltungen abnimmt und den Versicherten das Vorstrecken des Betrags bis zur Rückzahlung durch die Gesundheitskasse. Alle außer der Post wären also auf der Gewinnerseite, weshalb das eigentlich erfolgreich funktionieren müßte.
Die Konten für Gesundheitsdienstleister bei der Agentur sind genauso gratis wie die Dossiers für Versicherte, von denen Luxemburg durch die Grenzgänger 1.172.864 hat: 55,9 Prozent mit Wohnsitz Luxemburg, 21,8% in Frankreich, 10,3% in Belgien, 9,4% in der BRD und 2,6% in anderen Ländern. 0,18% haben ihr Patientendossier desaktiviert, wozu egal wann ein einfacher Brief an eSanté, BP 2511, L-1025 Luxemburg reicht.
Nur in 65,2% aller Dossiers ist mindestens ein Dokument, was darauf zurückzuführen ist, daß das Patientendossier zum Teilen von Gesundheitsinformationen beim Gang zu einem anderen Arzt oder bei der Einlieferung ins Spital etwas für Kranke ist, es aber glücklicherweise auch noch viele Gesunde gibt. In den Dossiers, wo was drin ist, sind 13,7 Mio. Dokumente, und zwar sind das aktuell alles pdf-Dateien. In den kommenden drei Jahren hat die Agentur von ihren Geldgebern Staat (ein Drittel) und Gesundheitskasse (zwei Drittel) den Auftrag erhalten, das in einer technisch besser zu verarbeitenden Form abzuspeichern, zumindest was den Bereich Text anlangt. Die bildgebenden Verfahren, die bis zu diesem Sommer den Patienten auf CD überreicht wurden, und die seither automatisch ins Patientendossier kommen, werden so nicht auflösbar werden.
Das Streichen der CD-Überreichung hat zu einem sprunghaften Anstieg der Eintragungen wie der Zahl der Konsultierungen geführt, ebenso wie das der Fall ist bei der systemathischen Eintragung von Impfungen seit Herbst 2023. In 45.952 elektronischen Impfregistern sind bis Ende September 2024 bereits 281.083 Impfungen eingetragen, was deren recht viele sind in einem Land ohne verpflichtende Impfungen.,
2.698 Gesundheitsdienstleister, also nicht nur Ärzte, sondern auch Spitäler, Hebammen, frei praktizierende Krankenschwestern, Kinesitherapeuten usw., haben ein Konto bei der Agentur und können folglich Patientendaten eingeben und anschauen.
Die Daten über die Inanspruchnahme der Dienste der Agentur wird es künftig nicht mehr nur im Jahresbericht geben, sondern monatlich auf www.esante.lu und auf der Plattform data.public.lu/fr/.
Zusätzlich zum Patientendossier bietet eSanté im Gesundheitsbereich einen abgesicherten Mailversender mit aktuell 34.818 Nutzern und eine abgesicherte Dropbox zum Austausch voluminöser Dokumente an mit aktuell 1.513 Konten.
Von allen 24.589 Gesundheitsdienstleitern im Land gibt es über die Agentur ein Telefon- und Adressenverzeichnis, was eSanté selbst auch zur Identifizierung und Authentifizierung zum Zugang zu den Patientendossiers dient.
Für die Gesundheitsdienstleister bietet die Agentur eine Datenbank an, die den Apotheken, den Labos und der CGDIS erlaubt zu überprüfen, ob die Patienten versichert sind und ob die Gesundheitsdienstleister berechtigt sind, Medikamente oder anderes zu verschreiben.
Das Budget der Agentur eSanté hat für die Jahre 2022 bis 2024 51 Millionen betragen und steigt für 2025-27 auf 77 Millionen. Es sollen 12 Vollzeitkräfte zusätzlich eingestellt werden, um die Vorbereitung auf das »European Health Data Space« zu schaffen, was dann EU-weit zu grenzüberschreitendem Austausch im Gesundheitswesen führt.