Luxemburg31. März 2022

Waffenschau auf dem Herrenberg

Armeeführung freut sich über 100-Millionen-Euro-Geschenk von Minister Bausch

von Oliver Wagner

Wenige Stunden nachdem der olivgrüne Ressortchef François Bausch am Montagabend angekündigt hatte, das Militärbudget, das derzeit bei rund 464 Millionen Euro pro Jahr liegt, und das die Dreierkoalition aus DP, LSAP und Grünen bis zum Jahr 2024 (im Vergleich zu 2009) verdoppeln will, werde »angesichts des russischen Krieges in der Ukraine« noch einmal um rund 100 Millionen Euro erhöht, lud Armeechef Steve Thull die Presse am Dienstag zu einer Waffenschau. In der Kaserne auf dem Diekircher Herrenberg ist Bauschs Ankündigung erwartungsgemäß mit Begeisterung aufgenommen worden.

Der ganze Stolz der großherzoglichen Armee ist die brandneue Aufklärungsdrohne »Integrator«, von der sie derzeit vier komplette Systeme besitzt. Diese sollen laut Armeechef Thull nicht erst am 1. Januar 2023, sondern bereits am 1. Juli dieses Jahres einsatzbereit sein. Eine entsprechende Entscheidung sei zusammen mit den niederländischen Streitkräften getroffen worden. Auch die Soldaten, die die »taktische Drohne« aus einem Container heraus steuern und die gewonnenen Aufklärungsdaten verarbeiten sollen, seien in drei Monaten einsatzbereit.

Die Waffen, die die Armee der Ukraine Ende Februar auf Geheiß der Regierung überlassen hat, seien mittlerweile angekommen, berichtete der General. Die erste Lieferung von Waffen aus dem Großherzogtum in ein Kriegsgebiet umfaßte 100 moderne Panzerfäuste vom schwedischen Typ »NLAW« (»Next Generation Light Anti-Tank Weapon«), eine nicht genannte Zahl an gepanzerten Geländewagen und 15 Militärzelte.

Spätestens 2028 soll das von der NATO geforderte belgisch-luxemburgische Bataillon einsatzbereit sein. Von den rund 800 Soldaten werde Luxemburg 400 stellen, kündigte der Armeechef an. Da die zwei Kompanien (jeweils ca. 100 Soldaten), die bisher für die NATO abgestellt wurden, dazu nicht ausreichten, würden »noch 100 bis 120« neue Soldaten rekrutiert. Wo das gemischte Bataillon stationiert wird, ist noch nicht geklärt, wahrscheinlich aber in Belgien. Derzeit hat die Armee rund 1.000 Soldaten und Soldatinnen.

In einem besonders gesicherten Teil der Kaserne befinden sich große Parabolantennen, mit denen militärische Aufklärungsdaten vom ersten luxemburgischen Militärsatelliten »LuxGovSat« empfangen werden. Ein Zivilangestellter berichtete, seit fünf Jahren kämen auf dem Herrenberg auch Satellitendaten von der NATO-Ostflanke an, die via sicherer Erdleitungen zur deutschen Bundeswehr in Rheinbach und von da weiter zu ihrem »Einsatzführungskommando« in Potsdam geschickt würden..