Kaleidoskop08. Juni 2024

Klimawandel belastet Grundwasserqualität für Millionen Menschen

von dpa/ZLV

Infolge steigender Temperaturen könnten einer Prognose zufolge bis zum Jahr 2100 Hunderte Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt und ihre Gesundheit gefährdet ist. »Das bedeutet, daß das Wasser dort nicht bedenkenlos direkt getrunken werden kann, sondern zum Beispiel abgekocht werden muß«, erläuterte Susanne Benz vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einer Mitteilung. Je nach Klimaszenario seien bis zum Jahr 2100 »bis zu mehrere Hundert Millionen Menschen betroffen«.

Eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität spiele die Temperatur des Grundwassers, von der abhänge, ob sich zum Beispiel schädliche Stoffe wie Arsen oder Mangan im Wasser anreichern. »Diese erhöhten Konzentrationen können sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, besonders wenn das Grundwasser als Trinkwasserquelle genutzt wird«, sagte Benz. Auch könnten sich Krankheitserreger wie Legionellen ausbreiten.

Darüber hinaus wirkten sich steigende Wassertemperaturen auch auf die Biodiversität aus. Fischarten wie der Lachs nutzten Laichplätze in Flüssen, die von Grundwasser gespeist werden. Seien diese zu warm, gefährde das die Fortpflanzung. Bisher war der Mitteilung zufolge wenig darüber bekannt, wie sich die Erwärmung der Erdoberfläche infolge des Klimawandels auf das Grundwasser auswirkt. Das Forscherteam um Benz prognostizierte nun Veränderungen der weltweiten Temperatur des Grundwassers bis zum Jahr 2100. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin »Nature Geoscience« veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten die unterschiedlichen Ausmaße der Treibhausgasentwicklung. Im mittleren Szenario steigt die Grundwassertemperatur um 2,1 Grad, in einem extremen um 3,5 Grad. Dann könnten 77 Millionen bis 188 Millionen Menschen bzw. 59 Millionen bis 588 Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen das Grundwasser den höchsten Grenzwert für die Trinkwassertemperatur überschreitet.

»Die starken Schwankungen hängen mit der räumlichen Variabilität des Klimawandels und der Bevölkerungsentwicklung zusammen«, schreibt das KIT. Die geringsten Erwärmungsraten würden für Gebirge mit einem tiefliegenden Grundwasserspiegel wie die Anden oder die Rocky Mountains erwartet. »Schon heute leben rund 30 Millionen Menschen in Gebieten, in denen das Grundwasser wärmer ist, als die strengsten Richtlinien für Trinkwasser vorgeben«, machte Benz allerdings deutlich. »Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zum Schutz der Grundwasserressourcen zu ergreifen und nachhaltige Lösungen zu finden, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser entgegenzuwirken.«