Luxemburg13. Februar 2025

Energiepreissteigerungen:

Noch nicht am Ende der Fahnenstange

von ZLV

In Luxemburg ist der Strompreis im Januar um 43 Prozent teurer geworden, als er im Dezember war. Der Gaspreis ist nur um 15 Prozent gestiegen, aber der war bereits davor mehr in die Höhe geschossen. Leider ist das nicht das Ende der Fahnenstange.

Das hängt damit zusammen, daß es keine Aussicht auf Beseitigung der Ursachen für diese Teuerung gibt. Verantwortlich sind zwei Dinge: Sanktionitis mit dem Abnabeln von günstigem russischen Pipeline-Gas und die Energiewende mit dem Ausstieg aus Erdöl, Erdgas und Kohle. Denn Photovoltaik wie Windenergie sind nicht nach Bedarf steuerbar und das Kapital für eine begleitende Wasserstoffinfrastruktur fehlt. Wobei damit zwar ein funktionierendes, aber kein günstiges Energiesystem möglich wäre. Selbst dann, wenn grüner Wasserstoff aus Gegenden importiert würde, wo Kilogrammpreise von weniger als zwei Euro möglich sind, wäre der bei Ankunft in der EU nicht mehr günstig wegen der Abschreibungskosten für das Invest für Herstellung und Transport.

Das im Gegensatz zum bestehenden Energiesystem, das in 150 Jahren mit der Nachfrage wachsen konnte, und von dem ein Großteil längst abgeschrieben ist. Aber Volkswirtschaft wird seit nun bereits 40 Jahren kaum noch unterrichtet und studiert an den Universitäten.

Das kleine Großherzogtum hat obendrein ein weiteres Problem. Sein Stromnetz ist ein Wurmfortsatz des deutschen, und da tut sich eine ungünstige Preisentwicklung auf. Das ist eine Folge davon, daß die BRD vom Stromexport- zum Stromimportland geworden ist.

Lag der Großhandelspreis, der Luxemburg verrechnet wurde, 2024 noch über weite Strecken unter 70 Euro pro Megawattstunde (MWh), so kam am Ende ein Jahresdurchschnitt von 78,5 Euro heraus für 3.543,3 Gigawattstunden (GWh), nachdem die Preise im November noch 113,9 Euro und im Dezember 108,3 Euro pro MWh betrugen. Die Gesamtrechnung 2024 machte 302,7 Millionen Euro aus.

Doch im Januar wurden daraus für 345,4 GWh pro MWh 114,1 Euro, gefolgt von einem gewaltigen Sprung auf 143,6 Euro pro MWh für die ersten 74 GWh im Februar. Es ist nicht zu erwarten, das verteuere die Endkundenpreise nicht.

Diese Daten sind unter www.stromdaten.info zugänglich. Diese Preisentwicklung ist besorgniserregend, bedeutet sie doch für die Haushalte einen Kaufkraftschwund, während die Betriebe »Wettbewerbsfähigkeit« gegenüber Landstrichen verlieren, in denen es weder antirussische Sanktionen noch eine Energiewende gibt.

In China haben sich die Strompreise übrigens nicht verändert, weder für Haushalte, noch für Betriebe. Weil Strom aus Kohlekraftwerken billig ist und sie eine verläßliche Grundlast liefern, wird in China bis 2028 jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen, um den steigenden Energiebedarf einer reicher werdenden Gesellschaft zu decken.

Gleichzeitig verhandelt die Regierung in Beijing zurzeit mit Rußland über eine Verdopplung der Gas-Pipeline »Power of Sibiria«. Genau das hat übrigens BASF bewogen, dem günstigen Gas von Gazprom, das in Ludwigshafen nicht mehr zu haben ist, nach China nachzureisen in eine neue Fabrik, die nach Fertigstellung 2030 größer sein wird als Ludwigshafen und Antwerpen zusammen. Es nimmt hoffentlich niemand an, das werde an den beiden alten Standorten keine negativen Auswirkungen auf die verbliebenen Arbeitsplätze haben.

In Luxemburg gibt es im Gegensatz zur BRD nur selten Klagen von Unternehmen oder geplante Betriebsschließungen zugunsten einer Verlagerung nach Asien. Aber vielleicht ist es einigen noch in der Erinnerung geblieben, daß der US-amerikanische Glashersteller Guardian einen Ofen nur auffrischte für eine Laufzeitverlängerung von fünf Jahren, die demnächst auslaufen, anstatt einen neuen hinzustellen. Irgendwann ist daher mit der Einstellung der Produktion zu rechnen.

Wie lange es noch Goodyear-Reifen aus Luxemburg gibt, steht ebenfalls in den Sternen. Florent Menegaux, Leiter der französischen Konkurrenzfirma Michelin und Mitglied im französischen Senat, prangerte dort den »verwaltungsmäßigen Albtraum« an, zu dem sich die EU-Vorschriften und ihre Auslegungen in den 27 Mitgliedstaaten entwickeln. 2019, so Menegaux, »kosteten europäische Michelin-Produkte 34 Prozent mehr als asiatische Produkte, und das war noch akzeptabel«, aber Ende 2024 kosteten sie bereits 91 Prozent mehr, was zu einem Problem werde. Das Problem der explodierenden Energiepreise traute er sich nicht auszusprechen.