Kaleidoskop14. Juni 2024

Studie: Wer tanzt, ist weniger neurotisch

von dpa/ZLV

Frankfurt/Main – Menschen, die tanzen, sind einer Studie zufolge weniger neurotisch. Zudem seien sie verträglicher, offener und extrovertierter als Personen, die nicht tanzen. Beides gilt demnach für Hobby- und Profitänzer, ergab eine Studie unter Leitung des Frankfurter Max-Planck-Instituts (MPI) für empirische Ästhetik. Die Studienergebnisse wurden jüngst im Fachjournal »Personality and Individual Differences« veröffentlicht. Die Forscher haben Daten von 5.435 Personen aus Schweden und 574 aus Deutschland ausgewertet. Untersucht wurden die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.

Diese »Big Five« sind eines der einflußreichsten Modelle der Persönlichkeitspsychologie. Der Faktor Neurotizismus beschreibt, wie emotional stabil man ist. Menschen mit niedrigen Werten in dieser Kategorie sind laut Definition emotional stabil, klagen wenig, sind unempfindlich, aber auch unsensibel. Ähnliche Ergebnisse gab es bereits für die Persönlichkeit von Musikern. Sie sind einer früheren Studie zufolge verträglicher und offener gegenüber Mitmenschen als Nichtmusiker. In der aktuellen Studie bestätigte sich das dem MPI zufolge im Prinzip auch für Tänzerinnen und Tänzer.

Allerdings fanden die Forscher auch einen interessanten Unterschied: Im Gegensatz zu Musikern sind Tänzer nicht neurotischer, sondern – ganz im Gegenteil – weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen. Generell wiesen sowohl Tänzer als auch Sänger in ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Extraversion auf – »was eventuell darauf zurückzuführen ist, daß beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird«, so Erstautorin Julia F. Christensen. »Dies bedeutet, daß sie sie sich in einer sozial exponierteren Situation befinden als jemand, der sich zum Beispiel durch ein Instrument ausdrückt.«

Zudem fanden die Forscher Hinweise, daß es Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tänzern verschiedener Stile geben könnte. So scheinen Menschen, die Swing tanzen, noch weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- und Standardtänzer. Laut MPI müssen solche Annahmen aber noch mit größeren Datenmengen bestätigt werden. Auch aus einem anderen Grund soll die Studie fortgesetzt werden: Die Forscher wollen ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern auf weitere Kulturen und Stile ausweiten.