Waldbrände in Griechenland ungebremst
Böses Erwachen für Millionen Griechen und Touristen am Mittwoch in Griechenland: Diesige, verqualmte Luft noch Hunderte Kilometer von den Bränden entfernt, ein von Rauchschwaden verdeckter Himmel und die Sonne lediglich als kleiner leuchtender Punkt am Horizont erwartete sie am Morgen. Den fünften Tag in Folge kämpft das Land weiter gegen gewaltige Vegetationsbrände. Vor allem die Feuerfronten im Nordosten breiteten sich noch weiter aus. Und auch nahe Athen kämpften Feuerwehr und Freiwillige mit allen Mitteln gegen die Flammen.
Wegen der Brände hat sich die Luftqualität in den vergangenen Tagen in weiten Teilen des Landes massiv verschlechtert. Laut griechischem Wetterdienst zog der Rauch der gewaltigen Brände im Nationalpark Dadia im Nordosten des Landes am Dienstag mehr als 950 Kilometer weit bis zu den Inseln im Ionischen Meer. Er demnach eine Fläche von rund 110.000 Quadratkilometern, was rund 80 Prozent des griechischen Territoriums entspräche. Auch am Mittwochmorgen zogen Rauchwolken über weite Teile des Landes. Der griechische Verband der Pneumologen empfehle den Bürgern, sich so weit wie möglich in Innenräumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu lassen.
Am Dienstag wurden in der von Bränden fast umzingelten Stadt Alexandroupolis zwischenzeitlich Werte von 106 Mikrogramm Feinstaub der Größenkategorie PM2.5 (Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer) pro Kubikmeter Luft gemessen.
Auch in Athen blieb die Lage der Brände angespannt; unter anderem brannte es nordwestlich der Stadt in Richtung des Gebirges Parnitha. Dort kämpfte die Feuerwehr die ganze Nacht, um das Übergreifen der Flammen auf die Berge zu verhindern. Parnitha gilt eigentlich als grüne Lunge Athens und ist außerdem Nationalparkgebiet. Die Feuerwehr war mit 65 Löschzügen im Einsatz, im Morgengrauen begann wieder der Einsatz aus der Luft mit sieben Löschfliegern und acht Hubschraubern. Insgesamt brennt es in Griechenland an mindestens 15 großen oder größeren Fronten.
Nach dem Tod von mindestens 19 Menschen bei schweren Waldbränden in der Region des griechisch-türkischen Grenzflusses Evros hat die Staatsanwaltschaft von Athen Ermittlungen wegen Brandstiftung eingeleitet. Am Dienstag hatte die Feuerwehr auf der griechischen Seite des Grenzflusses zur Türkei 18 Leichen von Flüchtlingen entdeckt, die mutmaßlich von den Flammen eines großen Brandes eingekesselt worden waren und ums Leben kamen. Darunter sollen auch zwei Minderjährige gewesen sein. Zuvor war in der Gegend bereits die Leiche eins anderen Flüchtlings entdeckt worden, der an Rauchvergiftung gestorben sein soll.
Die Behörden vermuten Brandstiftung als Ursache der zahlreichen Großbrände mit katastrophalen Folgen am Fluß Evros. Auch der griechische Nachrichtendienst (EYP) nimmt an den Ermittlungen teil, berichtete die griechische Presse.