Luxemburg21. Mai 2021

Zwei von 333

Letzte Soldaten vom Hindukusch zurück in Luxemburg. Kriegseinsatz soll »rund sieben Millionen Euro« gekostet haben



Wie die »Direction de la défense« und der »état-major de l'armée« am Mittwochabend mitgeteilt haben, sind die letzten beiden Soldaten aus Afghanistan zurückgekehrt. Seit dem Sommer 2003 haben sich den weiteren Angaben zufolge insgesamt 333 Soldaten aus Luxemburg in 49 Kontingenten an der NATO-geführten Besatzung des Landes am Hindukusch-Gebirge beteiligt – bis 2014 im Rahmen der »Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe« (ISAF), die einen offiziellen Kampfauftrag hatte, dann bis zuletzt als Teil der NATO-Mission zur »Ausbildung, Beratung und Unterstützung« der afghanischen Armee (»Resolute Support«, RS).

Die zwei Heimkehrer aus »Camp Marmal«, dem derzeit größten »Feldlager« der deutschen Bundeswehr außerhalb des eigenen Landes, waren drei Monate lang unter deutschem Kommando in Masar-e-Scharif im Norden Afghanistans im Einsatz. Der Mitteilung zufolge handelt es sich um »einen Unteroffizier und einen freiwilligen Soldaten«. Auf dem NATO-Gipfel 2018 hatte sich die Regierung bereiterklärt, bis 2024 vier Millionen Euro pro Jahr in einen Fonds zu bezahlen, mit dem der Aufbau der afghanischen Armee und die Ausbildung ihrer Soldaten finanziert werden soll.

Nachdem die imperialistische Hauptmacht den aufständischen Taliban noch unter USA-Präsident Trump im Februar 2020 in Doha zugesichert hatte, ihre Soldaten bis zum Herbst dieses Jahres abzuziehen, war klar, daß die Verbündeten Washingtons es den USA gleichtun müssen. Der Abzug begann am 1. Mai. Zuletzt waren insgesamt noch etwa 9.600 NATO-Soldaten in Afghanistan stationiert, darunter zwei luxemburgische. Der Abzug soll bis spätestens zum 11. September 2021 abgeschlossen sein – also dem 20. Jahrestag der Terroranschläge in den USA, die vom damaligen Präsidenten Bush jun. zum Vorwand für den Krieg gegen Afghanistan genommen wurden.

Außenminister Jean Asselborn hatte kürzlich in Beantwortung einer parlamentarischen Frage des Deputierten Fernand Kartheiser (ADR) erklärt, Luxemburg habe Afghanistan in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast 52 Millionen Euro zukommen lassen, davon sei der größte Teil in den Armeefonds geflossen. Der Afghanistaneinsatz der Armee, bei dem es – anders als beim luxemburgischen Kriegsabenteuer auf dem Balkan – keinen einzigen Toten in den eigenen Reihen gab, habe rund sieben Millionen Euro gekostet.

Und was hat der Krieg der USA und ihrer Verbündeten in der NATO und darüber hinaus am Hindukusch gebracht? Zu Wochenbeginn berichtete dpa unter Berufung auf die UNO-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA), in Afghanistan seien in diesem Jahr schon mehr als 100.000 Menschen innerhalb des Landes vor Kämpfen und Gefechten aus ihren Dörfern und Städten geflohen. Rund die Hälfte von ihnen sei vor Kämpfen aus den östlichen und nordöstlichen Landesprovinzen geflohen. 2020 war die Zahl von über 100.000 Binnenflüchtlingen erst Ende Juli erreicht worden.