Ausland09. November 2021

Almosen für Jugendliche

»Vertrag für die Jugend« in Frankreich soll Ausbildungsplätze stützen. Wachsende Armut unter Studenten

von Hansgeorg Hermann

Fünf Monate vor der Präsidentschaftswahl erinnern sich Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und seine rechtskonservative Regierung an einen Teil der verarmten Menschen des Landes. Mit Almosen soll einer halben Million Franzosen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die weder einen Ausbildungsplatz haben, noch an einer Universität eingeschrieben sind, in den kommenden zwölf Monaten mehr schlecht als recht über die Runden geholfen werden. Ausgelobt sind monatlich 300 bis 500 Euro für »Willige«, die sich im Gegenzug verpflichten, eine offene Lehrstelle zu besetzen. In den großen Universitätsstädten, Paris an erster Stelle, klagen unterdessen Tausende Studenten über unbezahlbare Mieten und Mangelernährung.

Was Macron zu Beginn des Monats verkündete, klang zunächst erfreulich. Jungen Menschen, die ohne Beschäftigung, universitäre oder berufliche Ausbildung in »prekärer Situation« leben, soll geholfen werden. Grundlage ist ein »Contrat d’engagement jeune« (CJE), eine Art Abkommen zwischen der »engagierten« Regierung, den Beschäftigungslosen und Betrieben oder Behörden. Rund 500.000 »Berechtigte« soll es geben. Im März war noch eine Million junger Franzosen betroffen. Die Zahl wurde im Juli noch einmal statistisch bestätigt, in der vergangenen Woche nun aber von Macron und Ministerpräsident Jean Castex auf die Hälfte zusammengestrichen.

Gekürzt wurde aus dem »Kontrakt für die Jungen« auch eine noch im Juli versprochene »universelle Garantie«, die auch die Eltern betroffener junger Menschen entlastet hätte. Zum Beispiel können Beschäftigungslose, die bei ihren Eltern leben – zumeist aus finanziellen Gründen – in der neuen Version des »Vertrags« nicht mehr 500 Euro monatlich beantragen, sondern nur noch 300 Euro. Voraussetzung ist eine »Einigung« mit dem Betriebs- oder Behördenchef der jeweiligen Ausbildungsstätte sowie die Bewältigung einiges bürokratischen Aufwands mittels einer App beziehungsweise in einer von gut 2.000 offiziellen Anlaufstellen.

 


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