Kultur22. Januar 2015

André Link über den deutschen Komponisten Joseph-Martin Kraus

Die Romanbiographie des bekannten Luxemburger Schriftstellers André Link, erschienen im Logo Verlag Eric Furth, Oldenburg/Main im Jahr 2014, beschreibt das Leben des deutschen Komponisten Joseph-Martin Kraus, Hofmusiker des damaligen schwedischen Königs Gustav III.

Hört man die Musik von Kraus, könnte man annehmen, dass – hätte er länger gelebt – noch reifere Werke gefolgt wären. Von Haydn beeinflusst, und genauer Zeitgenosse Mozarts (beide 1756 geboren, Kraus ein Jahr später als Mozart gestorben: 1792), fehlt es seinen Werken (zum Beispiel der Symphonie C-Dur, dem Violinkonzert C-Dur, der Symphonie Cis-Dur) an Melodien, wie Mozart sie so elegant wie kraftvoll erfand. Aber Kraus’ Werke haben einen schönen Schwung (»Sturm und Drang«). Das genannte Violinkonzert ist außerdem weit virtuoser als die von Mozart, es gibt Steigerungen darin (wie nie bei Mozart), und der letzte Satz der Cis-Dur-Symphonie ist »rasant« wie kaum etwas bei seinem großen Zeitgenossen.
Schnell vergessen, hat André Link ihn für die Luxemburger Musikwelt neu entdeckt, – bis nach Deutschland hinein, wo Kraus geboren wurde.

Joseph-Martin Kraus komponierte sehr viel in seinem kurzen Leben: drei Opern (Gluck nahe), mehrere Symphonien, Konzerte, Kammermusik (neun Streichquartette), ein Requiem, ein Oratorium, eine Messe, Chorwerke und Klavierlieder. Außer dem Einfluß Haydns und Glucks stellt man den der Mannheimer Schule fest (so beim «Crescendo«).

André Links Buch ist in einem sehr flüssigen Stil geschrieben (kaum schreibt ein Luxemburger heute besseres Deutsch als er), und mit viel Liebe zur Sache (bedenkt man, dass kaum ein Musikliebhaber diesen vergessenen Komponisten kennt).

Aber es lohnt sich, ihn kennen zu lernen. Nicht nur als Zeugnis einer verflossenen Zeit, sondern als Musik überhaupt. Denn auch die älteste klassische und vorklassische Musik veraltet nicht!

Joseph Welter