Fehlstart für Japans neue Trägerrakete
Kurz nach dem Abheben einer neuentwickelten japanischen Trägerrakete hat die Raumfahrtagentur JAXA die Selbstzerstörung der Rakete ausgelöst. Als Grund wurde genannt, daß der Antrieb der zweiten Raketenstufe nicht gezündet habe. Der Nachfolger der zuverlässigen Trägerrakete H2A – Japans erste Neuentwicklung einer großen Trägerrakete seit drei Jahrzehnten – war am Dienstag vom Weltraumbahnhof Tanegashima im Südwesten des Landes abgehoben.
Bereits am 17. Februar mußte der geplante Jungfernflug der Rakete in letzter Minute wegen eines Elektronikfehlers abgebrochen werden. Schon dieser Startversuch hatte zwei Jahre hinter dem Zeitplan gelegen. Nach den wiederholten Anläufen und dem gestrigen Fiasko schrieb die konservative japanische Tageszeitung »Sankei Shimbun« von einer bitteren Enttäuschung. Dabei sollte die H3 zum Katalysator für eine Expansion des japanischen Raumfahrtgeschäfts werden.
Die staatliche JAXA und der private Industriekonzern Mitsubishi Heavy wollten laut der Wirtschaftszeitung »Nikkei Asia« den Start bis Ende März über die Bühne bringen, dem Ende des Geschäftsjahres. Mit der H3 wollen sie die wachsende Nachfrage nach Trägerraketen bedienen, nachdem Rußland entschieden hatte, seine »Sojus«-Raketen vom Weltraumbahnhof der Europäischen Weltraumorganisation ESA im südamerikanischen Kourou abzuziehen.
Mit einer Höhe von 63 Metern und einem Durchmesser von 5,2 Metern ist die H3 die erste aktualisierte Version der japanischen Trägerrakete seit über zwei Jahrzehnten. Sie gilt als leistungsstärker, billiger und sicherer als die ältere H2A-Rakete, die im Anfang April beginnenden Geschäftsjahr 2024 ausgemustert werden soll. An Bord der nun zerstörten Rakete befand sich laut »Nikkei Asia« ein Spionagesatellit, der auch ein Raketenfrühwarnsystem für das japanische Militär enthielt.
Japan will mit der H3 im lukrativen, aber zunehmend umkämpften Geschäft mit Satellitenstarts stärker Fuß fassen. Das Raketenprogramm wird auch als wichtig für Japans Teilhabe an der künftigen Entwicklung im Weltraum gesehen, einschließlich des von der US-amerikanischen NASA geführten Artemis-Programms zur Erforschung des Mondes. Der erste H3-Start war ursprünglich für das Geschäftsjahr 2020 geplant, aufgrund von Problemen bei der Entwicklung eines Haupttriebwerks aber verschoben worden.