Ausland21. Juni 2023

Verschwörung gegen kommunistische Führung Vietnams gescheitert

Angreifer auf Bergregion wollen von Hintermännern beauftragt worden sein, »Unsicherheit und Unordnung zu schaffen«

von Gerhard Feldbauer

Die gegen die kommunistische Führung Vietnams angezettelte Verschwörung gilt nach offiziellen Angaben als gescheitert. Am Morgen des 11. Juni hatten dazu angestiftete bewaffnete Angehörige der nationalen Minderheiten, die mehrheitlich die Bergregion im zentralvietnamesischen Hochland bewohnen, in der Provinz Đắk Lắk die Sitze der Volkskomitees und die Polizeipräsidien in den Gemeinden Ea Tiêu und Ea Ktur im Distrikt Cu Kuin angegriffen. Im Hintergrund agierte dabei nach Angaben des vietnamesischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit die Organisation FULRO (Front Unifié de Lutte des Races Opprimées). Dabei töteten die Angreifer vier Polizisten und drei Zivilisten, mehrere Personen wurden verletzt. Die Sicherheitskräfte nahmen 45 Angreifer fest, die anderen, so die staatliche Nachrichtenagentur Vietnam News Agency (VNA), flohen in den Dschungel.

Generalmajor Tô Ân Xô vom vietnamesischen Sicherheitskomitee teilte mit, die Angreifer hätten auch drei Geiseln genommen, von denen zwei wieder befreit wurden. Einer dritten sei die Flucht gelungen. Vietnam Television berichtete, einer der verhafteten Drahtzieher, ein Y Tho Ayun, habe ausgesagt, er habe die Dorfbewohner zu den tödlichen Angriffen angestiftet, um »Unsicherheit und Unordnung zu schaffen« und ihnen hohe Geldbeträge versprochen. Vietnam plus berichtete ähnlich: Festgenommene Attentäter hätten gestanden, den Befehl erhalten zu haben, »Regierungsbeamte und Polizisten zu töten sowie Eigentum und Waffen zu beschlagnahmen«.

Ein Mann namens Chanh Nie sagte im vietnamesischen Fernsehen, sein »Anführer« habe ihm gesagt, er solle »jeden erschießen, den er sehe«, und habe ihm versprochen, er würde »reich werden«. Westliche Quellen berichteten, sie hätten den Boden, der früher den Anführern der Minderheiten gehörte, zurückverlangt.

Laut dem Wiener »Standard« hat der in Deutschland lebende »Menschenrechtler« Nguyễn Văn Đài verbreitet, es handele sich um einen Aufstand ethnischer Minderheiten gegen die Kommunistische Partei. Văn Đài ist Mitglied der Terrororganisation Việt Tân. Er wurde zuletzt im April 2018 vom Volksgericht Hanoi wegen der Vorbereitung eines Umsturzes zu 15 Jahren Haft verurteilt, danach im Juni auf Betreiben Berlins nach Deutschland ausgewiesen. Das offizielle Hanoi hält sich, offensichtlich um die Beziehungen zur BRD nicht zu belasten, jedoch mit der Benennung Văn Đàis zurück. Das bezieht sich sicher auch auf die USA, zu denen jedoch Medien erwähnen, daß sie in der Vergangenheit auch konterrevolutionäre Aktionen unterstützten.

VNA berichtete zwei Tage nach den Überfällen, daß das Leben in Cu Kuin wieder seinen normalen Lauf nehme. Restaurants, Geschäfte und Verkaufsstände hätten wieder geöffnet, Bauern gingen auf den Feldern ihrer Arbeit nach, während an Kontrollpunkten rund um die Uhr Einsatzkräfte Wache stünden. Der stellvertretende Premierminister Trần Lưu Quang besuchte die Angehörigen der Opfer, um zu gewährleisten, daß die örtlichen Behörden ihnen materielle und psychologische Unterstützung gewähren. Der Vizeminister für öffentliche Sicherheit, Luong Tam, beförderte vor Ort posthum die getöteten Polizisten und wies an, den Familien der Opfer 100 Millionen Vietnamesische Dong (fast 3.900 Euro) an Hilfsleistungen und 50 Millionen an verletzte Beamte zu überweisen. Wie VNA berichtete, verurteilten die Einwohner der betroffenen Gemeinde die Brutalität und Barbarei der Täter aufs Schärfste.

Die FULRO hatte seit den 60er Jahren gegen die Vorherrschaft der Vietnamesen gekämpft und wurde 1992 entwaffnet. Die letzten Kämpfer waren danach in die USA übergesiedelt. Im sozialistischen Vietnam genießen die 53 ethnischen Minderheiten, die mit fast 14 Millionen etwa 14,3 Prozent der Bevölkerung ausmachen, volle Gleichberechtigung und nehmen führende Posten in Partei und Staat ein. Derzeit verwirklicht die Regierung ein Programm zur »Erhaltung und Entwicklung der ethnischen Minderheiten 2021 bis 2030«.