Luxemburg07. September 2024

»Erntegespräch« 2024:

Die Kasse stimmt gar nicht

von ZLV

Gestern fand in der Kleinbettinger Mühle das »Erntegespräch« genannte alljährliche Zusammentreffen von Landwirtschaftsministerin mit konventionellen Bauernvertretern sowie den Direktoren bzw. Geschäftsführern von Kleinbettinger Mühle, Versis, Saatbaugenossenschaft und Bauere Kooperativ statt, wozu natürlich der obligatorische Anhänger seine Körner in den Bunker fallen lassen muß.

Offiziell gibt es zwar immer noch den Aktionsplan zur Förderung der biologischen Landwirtschaft »PAN-Bio 2025« mit dem Ziel von einem Fünftel biologisch bewirtschafteter Fläche, dessen Scheitern wohl von Anfang an eingeplant war, denn bei den Erntegesprächen waren Vertreter der Biobauern noch nie eingeladen worden. Das war dieses Jahr nicht anders und so beschränkte sich deren Erwähnung auf die erwarteten 200 Tonnen Hartweizen aus biologischer Landwirtschaft (bei 185 Tonnen aus der konventionellen) in der Bilanz des Mühlendirektors Jean Muller und der Erwähnung von acht biologischen Vermehrern gegenüber 60 konventionellen in der Einleitung von Saatbaugenossenschaftsdirektor Steve Turmes. Eine Fußnote sozusagen, die ruhig klein bleiben darf.

Das ist schade, denn die Kosten laufen den konventionellen Bauern bei Dünger und Pestiziden davon, was etwas mit den hohen Energiepreisen zu tun hat, die 2022 vom Himmel fielen und bis 2024 zu wenig gesunken sind. Da steht ein rosa Elefant im Raum mit den antirussischen Sanktionen, die das bewirkt haben, aber in treuem Vasallentum zu den USA sprach Ministerin Martine Hansen nur von geopolitischen Unsicherheiten und dem 2022 (nicht 2014) ausgebrochenen »Ukraine-Krieg«. Weil das so ist und sich beim rosa Elefanten nichts ändern läßt, gibt es leider keine Hoffnung auf billigere Energie.

Daß es für die Landwirtschaft kaum jemals gutes Wetter gibt, zeigt sich 2024 erneut. Während es in Zentral- und Ostereuropa zu trocken war, war es in Luxemburg zu naß in diesem Kulturjahr. Alles, was an Wintersaaten nicht bis Mitte Oktober im Boden war, ließ sich nicht mehr einsäen, weil es einfach nicht mehr möglich war, auf die durchnäßten Böden aufzufahren. Da es anschließend maximal feucht weiterging, gab es dann Probleme mit Schnecken und Schimmel. Die Mengen sind daher unterdurchschnittlich, die Qualität auch, wobei die schweren Böden im Gutland und an der Mosel am schlechtesten abschnitten, während die leichteren Böden im Ösling dieses Jahr im Vorteil waren. In trockenen Jahren ist es umgekehrt.

Gute Erträge werden daher nur für Gras bzw. Heu, Kartoffeln sowie die Sommergetreide Hafer und Weizen gemeldet, bei Raps gibt es ein durchschnittliches Ergebnis, Wintergetreide liegt 15 bis 20 Prozent unter dem fünfjährigen Durchschnitt, während das Brotgetreide im »Produit du terroir« der Kleinbettinger Mühle gar bei minus 30 Prozent liegt.

Wegen der ausgezeichneten Ernten in den USA und Australien sowie wegen der Importe nach Europa aus der »Schwarzmeerregion« (angeblich Ukraine und Rußland), die früher in andere Gegenden gingen, ist die Lage bei den Preiserlösen grottenschlecht. Wenig Ertrag bei schlechten Preisen ist das Schlimmstmögliche, das einem passieren kann.

Beim Raps sind die Preise für 100 Kilogramm von 2024 auf 2023 zwar nur mehr um 0,3 Prozent gesunken auf nun 39,8 Euro, aber 2022 gab es noch 63 Euro dafür. Bei Futtergerste sind es 12,4 Prozent Minus gegenüber dem Vorjahr auf 14,9 Euro, wobei das 2022 noch 25,8 Euro waren. Futterweizen verzeichnet nun minus 13,7 Prozent zu 2023 auf 16,4 Euro gegenüber im Vorjahr 28,7 Euro. Beim Roggen ging es demnach »nur« um 7,3 Prozent nach unten auf 13,9 Euro, die 23,8 Euro aus 2022 gegenüberstehen.

Beim Weizen sank der Ertrag von 2022 mit 85 Dezitonnen (zu je 100 Kilogramm) pro Hektar über 65.2023 auf 50.2024, wobei gleichzeitig der erlöste Preis pro Dezitonne von 30,4 über 19,6 auf 16,4 Euro sank. Nur wer im Programm »Produit du Terroir« Prämien kriegt, steigt besser aus.

Die Kosten des konventionellen Bauern lagen 2022 nach explodierten Düngerpreisen bei 780 Euro pro Hektar bei insgesamt 1.710 Euro pro Hektar, stiegen 2023 noch leicht auf 1.765 Euro pro Hektar, um 2024 wieder auf 1.625 Euro pro Hektar zu sinken, weil die Düngerkosten auf 500 Euro pro Hektar zurückgingen. Daraus ergab sich 2022 ein positives Ergebnis von 874 Euro pro Hektar, aber die beiden Folgejahre ein Defizit von 491 Euro pro Hektar 2023 und 805 Euro pro Hektar 2024.

Wir dürfen gespannt sein, wie Landwirtschaftsministerin Hansen ihr Versprechen einlöst, es müsse die Produktion von Lebensmitteln mehr einbringen als Blumenwiesen.