Flugverkehr Italiens bestreikt
Beschäftigte kämpfen für mehr Sicherheit, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne
Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal sowie Beschäftigte bei Abfertigung und Catering in Italien haben am Freitag von 10 bis 14 Uhr gestreikt, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Nur die Fluglotsen hatten sich dem Ausstand nicht angeschlossen, um erforderliche Flugsicherung zu gewährleisten. Nach Äußerungen von Reisenden wurde der Betrieb im Luftverkehr und Transport weitgehend lahmgelegt.
In Mailand und Turin über Rom bis Neapel und Palermo blieben Hunderte Maschinen am Boden bzw. konnten nicht anfliegen. Betroffen waren vor allem Flüge zu den beliebten Urlaubszielen im Süden. Auf dem größten Flughafen »Leonardo da Vinci« in Rom Fiumicino, mußten Flüge abgesagt werden, darunter auch nach Frankfurt/Main.
Ausfälle gab es auch im Flughafen Ciampino bei Rom, der auch von Ryanair angeflogen wird. Vorangegangen war am Mittwoch ein landesweiter Generalstreik im Verkehrs- und Transportwesen. Zu der Arbeitsniederlegung hatten beide Male die Branchenorganisationen der drei großen Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL aufgerufen.
Obwohl die Piloten und Flugbegleiter von Alitalia ihren Streik mit Rücksicht auf die Touristensaison auf September verschoben, wurde die Linie durch die Arbeitsniederlegung des Personals auf den Flughäfen betroffen. Sie mußte 113 Flüge auf internationalen und Inlandsrouten streichen, 60 Prozent der Passagiere blieben am Boden. Betroffen wurden auch ausländische Gesellschaften wie die Lufthansa, die ab München und Frankfurt in Italien 20 Flugplätze mit über 700 Flügen ansteuert, von denen sie am Freitag viele absagen mußte.
Es ging um bessere Arbeitsbedingungen, gesundheitliche Betreuung, höhere Löhne, die Einhaltung der Tarifverträge. Die Streikenden forderten Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Protestiert wurde gegen unlautere Wettbewerbe und vor allem gegen EU-Pläne zur Neuorganisation der Luftraumüberwachung, die auf Kostenreduzierung und Personaleinsparungen ausgerichtet sind und die Sicherheit beeinträchtigen. Diese Forderungen wurden am Mittwoch und Donnerstag auch in mehreren EU-Staaten bei Proteststreiks im Luftverkehr erhoben. Die Turiner »La Stampa« zitierte aus einer Erklärung der drei Gewerkschaften, daß diese Forderungen bereits seit September vergangenen Jahres vorgebracht werden, ohne daß es seitens des Transportministers eine Reaktion gab. Das Ressort hat Danillo Tonelli von der rechten Fünf Sterne-Bewegung (M5S) inne, die zusammen mit der faschistischen Lega regiert.
Bei dem Streik im September wird es bei Alitalia auch um das weitere Schicksal der nationalen Fluggesellschaft gehen, das noch immer nicht geklärt ist. Einst war sie der Stolz Italiens und eine auch international beliebte Airline. Seit sie 2017 insolvent wurde, soll sie, zumindest teilweise, privatisiert werden. Rund tausend Beschäftigten droht der Verlust ihrer Arbeitsplätze. Käufer – im Gespräch waren bereits Lufthansa und auch Air France – sind noch immer nicht gefunden. Wie ANSA unlängst berichtete, plane M5S, die das Ressort seit Juni 2018 verwaltet, daß 51 Prozent der Beteiligung in staatlicher Hand bleiben sollen. Die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato soll ein entsprechendes Kaufangebot vorgelegt haben. Zu den zu lösenden Fragen gehört, daß der Maschinenpark um größere Modelle erweitert werden müßte. Alitalia besitzt davon nur elf Boeing 777.
Gerhard Feldbauer
Obwohl Agenturen meldeten, der Streik habe kaum Auswirkungen auf den Flugverkehr gehabt, mußten wie hier am Flughafen Fiumicino viele Flüge gestrichen werden
(Foto: AP/dpa)