Luxemburg16. Juli 2022

Coronavirus bremst Grenzgänger

Statec: Zunahme der in Luxemburg arbeitenden Berufspendler in Pandemie abgeschwächt

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Zwischen 2005 und 2020 hat sich die Zahl der in Luxemburg arbeitenden Grenzgänger von 117.789 auf 204.489 fast verdoppelt, berichtet der Statec in der Juliausgabe seiner »Regards«-Reihe. Die durchschnittliche jährliche Zunahme an lohnabhängigen Berufspendlern habe in diesen 15 Jahren bei 3,9 Prozent gelegen, schreibt das nationale Statistikamt. Während die Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2007/08 nur »einen begrenzten Einfluß« auf die Zunahme an Grenzgängern gehabt habe, sei sie nach einem überdurchschnittlichen Wachstum zwischen 2016 und 2019 im ersten Jahr der Coronapandemie 2020 auf ein Plus von 2,1 Prozent abgebremst worden.

Lohnabhängige, die werktäglich aus Frankreich nach Luxemburg arbeiten kommen, machen weiterhin mehr als die Hälfte aller Grenzgänger aus. Zwischen 2005 und 2020 hat sich ihr Anteil sogar um einen Prozentpunkt auf nun 52 Prozent erhöht. Um zwei Prozentpunkte erhöhte sich der Anteil der Berufspendler aus Deutschland, der zuletzt bei 24 Prozent lag, während der Anteil der Grenzgänger aus Belgien entsprechend um drei Prozentpunkte auf nun ebenfalls 24 Prozent zurückging.

Dabei, so der Statec, gebe es weiterhin große Unterschiede beim durchschnittlichen Jahreseinkommen (ohne die vom Patron zu entrichtenden Sozialversicherungsbeiträge). Für einen Berufspendler aus Deutschland habe es im Jahr 2020 bei rund 58.600 Euro gelegen, für einen Kollegen aus Belgien bei 58.100 Euro, aber für einen Grenzgänger aus Frankreich nur bei 47.000 Euro. Damit liege das Durchschnittsjahreseinkommen der französischen Frontaliers 11.100 Euro unter dem ihrer belgischen, und sogar 11.600 Euro unter dem ihrer deutschen Kollegen.

Der Abstand, so die amtlichen Statistiker, erkläre sich mit der »Spezialisierung« der Grenzgänger auf bestimmte Wirtschaftsbereiche, in denen es große Unterschiede zwischen den gezahlten Löhnen gebe. Anders als ihre belgischen und deutschen Kollegen seien Grenzpendler aus Frankreich »überrepräsentiert in schlechter entlohnten Bereichen wie zum Beispiel dem Hotel- und Gastronomiegewerbe oder dem Handel«. Die französischen Frontaliers seien im Durchschnitt auch deutlich jünger, was ebenfalls einen Teil der Lohnunterschiede erkläre.

Eine Sonderstellung nehmen die Mitarbeiter von EU- und internationalen Institutionen ein. Obwohl sie zumindest für einen gewissen Zeitraum in Luxemburg wohnen, werden sie wie Grenzgänger behandelt. Bei 1,6 Milliarden Euro habe das addierte Jahreseinkommen der in Luxemburg bei EU-Institutionen Arbeitenden 2020 gelegen.

Doch es gibt auch Grenzgänger, die aus Luxemburg in ein anderes Land gehen. Ihre Zahl belief sich dem Statec zufolge 2020 auf 13.374. Davon seien 11.801 (88 Prozent) Mitarbeiter internationaler Institutionen, die ebenfalls wie Grenzgänger behandelt werden, der Rest pendle tatsächlich werktäglich nach Belgien, Frankreich oder Deutschland zur Arbeit.

Die wichtigsten in Luxemburg ansässigen oder vertretenen EU- oder anderen internationalen Institutionen sind die EU-Kommission, die Europäische Investitionsbank (EIB), der Europäische Gerichtshof (EuGH), die weit über die EU hinausgehende Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (abgekürzt EUROCONTROL), das Sekretariat und der Gerichtshof der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA, die »NATO Maintenance and Supply Agency« (NAMSA) sowie mehrere Europäische und Internationale Schulen.