Kaleidoskop20. August 2022

Mutmaßlicher Angreifer von Salman Rushdie angeklagt

von dpa/ZLV

Ein Geschworenengremium im USA-Bundesstaat New York hat am Donnerstag, wie erwartet, Anklage gegen den Mann erhoben, der für das Messerattentat auf den Schriftsteller Salman Rushdie verantwortlich gemacht wird. Wie die Staatsanwaltschaft im Verwaltungsbezirk Chautauqua am selben Tag mitteilte, wird der 24-jährige Hadi Matar des versuchten Mordes zweiten Grades und der Körperverletzung beschuldigt. Sein Anwalt plädierte anschließend bei einer Gerichtsanhörung erneut auf nicht schuldig.

Matar bleibt bis auf weiteres in Haft. Er war unmittelbar nach dem Angriff auf Rushdie am Freitag vergangener Woche während einer Literaturveranstaltung in Chautauqua verhaftet worden. Der britisch-indische Autor wurde durch die Messerstiche schwer verletzt und mußte notoperiert werden. Mittlerweile befindet sich der 75-Jährige auf dem Weg der Besserung.

Die Motive des Anschlags sind weiterhin unklar. Nach Angaben seiner Mutter hatte sich Matar während eines Besuchs im Libanon radikalisiert. Von einer Reise in ihr Geburtsland sei ihr Sohn 2018 »wesensverändert« zurückgekehrt und habe sich zusehends auf seinen schiitisch-islamischen Glauben zurückbezogen, zitierte die »New York Times« die Frau am Mittwoch.

Matar selbst sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der »New York Post«, Rushdie habe »den Islam angegriffen«. Er selbst habe »ein paar Seiten« von Rushdies Roman »Die satanischen Verse« von 1988 gelesen, erklärte Matar. »Ich mag die Person nicht. Ich glaube nicht, daß er ein sehr guter Mensch ist.« Wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed in dem Roman hatte das damalige geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Khomeini, 1989 zur Ermordung des Schriftstellers aufgerufen. Matar sagte in dem Interview nicht, ob er von der Fatwa gegen Rushdie beeinflußt wurde.