Luxemburg24. Oktober 2024

Gehen uns die Medikamente aus?

Apotheker bangen um Grundversorgung

von KP

Die Probleme betreffend eine gute medizinische Versorgung beziehen sich nicht nur auf den Mangel an Fachkräften oder die Kapazitäten der unterschiedlichen Krankenhäuser. So steht auch die Versorgung mit Medikamenten aktuell im Mittelpunkt vieler Diskussionen.

Einige Abgeordnete haben die Gesundheitsministerin zum »Stand der Lage« befragt. In der schriftlichen Antwort vom 22. Oktober heißt es: »Luxemburg ist, wie andere europäische Länder auch, mit zunehmenden Spannungen bei der Versorgung mit bestimmten Arzneimitteln konfrontiert. Derzeit werden 278 Medikamente als knapp oder angespannt in der Versorgung gemeldet«.

Weiter ist zu vernehmen, dass dieses »Problem« nicht neu ist und seit 2013 der Mangel an Medikamenten ständig zunimmt und nun auch eine wachsende Zahl wichtiger Produkte in den Apotheken des Landes zeitweise fehlt.

Man müsste etwas tun

Aus dem Schreiben von Martine Deprez (CSV) ist weiter zu erfahren, dass man »die Lage im Auge behält und die Abteilung für Pharmazie und Arzneimittel (DPM), Verwaltungsmechanismen eingeführt hat, um die Auswirkungen dieser Engpässe auf die Patienten zu minimieren. (…) Diese aktive Überwachung ermöglicht es, kritische Versorgungsengpässe zu erkennen und gegebenenfalls neue Versorgungsquellen zu erschließen und Versorgungsunterbrechungen zu vermeiden«.

Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Pharmaindustrie den Mangel mit »Produktionsschwierigkeiten« entschuldigt. Dies sei unter anderem dem Fakt geschuldet, dass es für bestimmte Medikamente, nur einen Wirkstoff aus einer einzigen Quelle gibt und die sei in Asien. Aktuelle geopolitische Verwerfungen spielen allerdings auch eine Rolle.

Interessant und erschreckend ist aber auch die Feststellung, dass viele Produkte aus wirtschaftlichen Gründen einfach nicht mehr hergestellt werden. Das trage dazu bei, dass gewisse Behandlungen nicht mehr verfügbar sind.

Krankenhausapotheken sind Chefsache

Wenn nun das Gesundheitsministerium nur bedingt in Versorgung der Apotheker eingreifen kann, so ist dies für die Krankhäuser anders. Und so heißt es im Schreiben: »Die Europäische Kommission (EK), die Leiter der Arzneimittelbehörden (HMA) und die EMA haben die erste Version der EU-Liste der kritischen Arzneimittel im Dezember 2023 veröffentlicht. Diese Liste enthält über 200 Wirkstoffe von Arzneimitteln, die als wesentlich gelten und für die eine Versorgung Prioritär ist und wo Lieferengpässe vermieden werden müssen.«

Ministerin Deprez weiter: »Angesichts dieser Liste und der Schwierigkeit, bestimmte Versorgungsengpässe vorherzusehen, ist jedoch die Infrastruktur der Krankenhäuser des Landes noch nicht in der Lage, Sicherheitsvorräte anzulegen. Die Einrichtung der Nationalen Einkaufs- und Logistikzentrale (CNAL) wird aber dazu beitragen, einen besseren Rahmen für die Verwaltung von kritischen Medikamenten und medizinischer Ausrüstung für Krankenhäuser zu schaffen Dadurch wird eine bessere Vorbereitung auf eine mögliche Gesundheitskrise oder eine Unterbrechung der Versorgung gewährleistet.«

Brüssel will, kann aber nicht

Nach Angaben der Kommission haben sich die Medikamentenlieferengpässe in der EU zwischen 2000 und 2018 verzwanzigfacht. Infolge dessen hat »das Europäische Parlament am 17. September 2020 eine Entschließung angenommen, in der gefordert wird, Europas Unabhängigkeit im Gesundheitsbereich abzusichern. Die Versorgung soll gewährleistet, die lokale pharmazeutische Produktion gefördert und nationale Gesundheitsstrategien auf EU-Ebene koordiniert werden«.

Hier werden die Ursachen allerdings etwas anders beschrieben: »Medikamentenengpässe beruhen auf vielen Ursachen. Dazu zählen Probleme bei der Herstellung, Parallelimporte (bei denen Preisunterschiede von Medikamenten in EU-Ländern ausgenutzt werden, um Profit zu machen), Quoten, steigende Nachfrage aufgrund von Epidemien oder Naturkatastrophen und Preispolitik. Außerdem ist die EU zunehmend von Drittländern, hauptsächlich von China und Indien, abhängig, wenn es um die Herstellung von Wirkstoffen, chemischen Substanzen und Medikamenten geht.«