Ein Pfaffe spielt mit dem Feuer
Nachdem zuletzt das zentralamerikanische Nicaragua die Volksrepublik China Anfang Dezember – wie schon zu Zeiten der Sandinistischen Revolution in den 80er Jahren – als Repräsentantin »ganz Chinas« anerkannt hat, unterhalten nur noch 14 der insgesamt 193 Mitgliedstaaten der UNO – Belize, Eswatini, Guatemala, Haiti, Honduras, die kleinen pazifischen Inselstaaten Marshallinseln, Nauru, Palau und Tuvalu, Paraguay, die karibischen Inselstaaten St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen sowie der Vatikan in Rom – formale diplomatische Beziehungen zu Taiwan.
Vor mittlerweile einem halben Jahrhundert war die Volksrepublik als alleiniger Vertreter Chinas in die internationale Staatenorganisation aufgenommen worden. Mit achtjähriger Verzögerung hatten dann 1979 auch die USA diplomatische Beziehungen zu Peking aufgenommen. Obwohl Washington die Position Pekings in Bezug auf Taiwan offiziell »zur Kenntnis« nimmt, wird eine Hoheitsgewalt über die abtrünnige Provinz bis heute nicht anerkannt. Das geht seit 1949 so, als die chinesischen Nationalisten unter Chiang Kai-Shek nach dem verlorenen Bürgerkrieg gegen die Kommunistische Partei Chinas unter Mao Zedong von Festlandchina auf die Insel flohen.
Wie auch die meisten EU-Staaten unterhalten die USA nur eine inoffizielle Vertretung in Taipeh, doch gleichzeitig versucht Washington, die EU in seinen unter USA-Präsident Trump begonnenen und von seinem Nachfolger Biden noch verschärften Konflikt mit der Volksrepublik hineinzuziehen.
So gab Washington der ihm mehr oder weniger hörigen Regierung in Vilnius kürzlich grünes Licht und vor allem anschließend wirtschaftliche Rückendeckung für die diplomatische Billigung der Eröffnung eines »taiwanischen Vertretungsbüros« in Litauen. Derlei Vertretungsbüros gibt es zwar auch anderswo, jedoch tragen sie nie »Taiwan« im Namen.
Unter Beachtung der Ein-China-Politik, deren Kern darin besteht, formal anzuerkennen, daß die Insel Taiwan seit Ende des 17. Jahrhunderts zu China gehört, werden sie gewöhnlich nach dem Hauptort der Insel »Taipeh-Vertretungsbüro« bzw. auf Englisch »Taipei Representative Office« genannt.
Die abweichende Benennung des Vertretungsbüros in der litauischen Hauptstadt Vilnius ist keiner Laune geschuldet. Sie fällt nicht zufällig mit einer neuen Kampagne der USA zusammen, die darauf abzielt, Taiwan politisch aufzuwerten. Das wiederum ist nur ein weiterer Versuch Washingtons, die Spannungen in Ostasien anzuheizen und der Volksrepublik zu schaden.
Auch in Luxemburg ist das vorerst nur »Taipei Representative Office in the EU and Belgium« genannte »Vertretungsbüro« der abtrünnigen Provinz aktiv. Wie es am Montag per Presseaussendung auf Englisch kundtat, fand bereits am 10. Dezember ein »Taiwan-Luxembourg Youth Working Holiday Experience Sharing Meeting« in Luxemburg statt, an dem sich »mehr als 20 junge Leute aus Taiwan und Luxemburg« sowie der seit den letzten Wahlen auch in der Chamber sitzende CSV-Hauptstadtgemeinderat Paul Galles beteiligt hätten.
Wenn es sich beim mitgelieferten Foto nicht um eine Fälschung handelt, dann spielt der Pfaffe, der an der päpstlichen Universität in Rom Theologie studiert hat, mit dem Feuer. Denn Luxemburg könnte es sich anders als Litauen schlicht nicht leisten, seinen laut Außenminister Jean Asselborn »zweitwichtigsten Handelspartner außerhalb der EU« zu vergraulen.