Kaleidoskop01. September 2021

USA: Hunderttausende nach Hurrikan ohne Strom

von dpa/ZLV

Nach dem Durchzug von Hurrikan »Ida« waren im südlichen USA-Bundesstaat Louisiana auch am Montagabend (Ortszeit) noch immer mehr als eine Million Haushalte ohne Strom. Wie die örtlichen Behörden weiter erklärten, sei es den Einsatzkräften und Helfern in den Überschwemmungsgebieten gelungen, Hunderte Menschen zu retten. Die kubanische Regierung berichtete unterdessen, in den von »Ida« heimgesuchten Regionen des Landes sei die Stromversorgung bereits am Montag zu 97 Prozent wieder hergestellt gewesen.

Inzwischen hat sich »Ida« zu einem Tropensturm abgeschwächt und nach Angaben des Nationalen Hurrikanzentrums der USA mit Windgeschwindigkeiten von unter 55 km/h den benachbarten Bundesstaat Mississippi erreicht. Bislang gibt es als Folge des Sturms zwei bestätigte Tote. Angesichts der Zerstörung wird aber befürchtet, daß die Opferzahl noch steigt. Allein im Bezirk St. John the Baptist seien 800 Einwohner aus überfluteten oder beschädigten Häusern evakuiert worden, teilte Bürgermeisterin Jaclyn Hotard mit. Etwa anderthalb Meter hoch habe das Wasser dort gestanden. »Das ist eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die ich je gesehen habe«, klagte Hotard.

Nach Angaben von Louisianas Gouverneur John Bel Edwards sind in den Katastrophengebieten Dutzende Boote, Helikopter und Spezialfahrzeuge im Einsatz. Auch ungefähr 40 Bewohner der Insel Grand Isle, die am Sonntag direkt vom Hurrikan getroffen worden war, konnten mit Helikoptern in Sicherheit gebracht werden. Rund 5.000 Soldaten der Nationalgarde seien ebenfalls für Aufräum- und Bergungsarbeiten abgestellt worden. In den kommenden Tagen sollten sie noch Verstärkung aus anderen Bundesstaaten bekommen. Tausende Arbeiter und Ingenieure sind zudem damit beschäftigt, die Elektrizitätsnetze zu reparieren. Auch New Orleans mit seinen gut 400.000 Einwohnern ist weiter ohne Strom – und das während der Sommerhitze, in der die meisten Anwohner auf ihre elektrischen Klimaanlagen angewiesen sind.

»Ida« hatte alle acht Hochspannungsleitungen, die in die »Wiege des Jazz« führen, beschädigt oder zerstört. Und noch immer konnte der Gouverneur noch nicht viel Hoffnung machen: »Ich kann Ihnen nicht sagen, wann die Stromversorgung wiederhergestellt wird, ich kann Ihnen nicht sagen, bis wann alle Trümmer beseitigt sein werden«, sagte Edwards. Es sei ein »katastrophaler Sturm« gewesen. Das Weiße Haus in Washington warnte, die komplette Wiederherstellung der Versorgung könne noch »Wochen« dauern. Die von den Stromversorgern berichteten Schäden seien »katastrophal«, sagte Präsidentensprecherin Jen Psaki. Gouverneur Edwards erklärte, das USA-Militär werde zusätzliche Generatoren für Krankenhäuser bringen.

Zunächst gab es infolge des Sturms zwei von den Behörden bestätigte Todesopfer. Ein Mann wurde von einem umstürzenden Baum erschlagen, ein weiterer ertrank beim Versuch, mit seinem Auto auf einer überfluteten Straße zu fahren. In wegen der Überschwemmungen nur schwer zugänglichen Gebieten werden weitere Tote vermutet. Auch die Stromausfälle sowie Probleme im Mobilfunknetz erschweren den Helfern die Kommunikation. Selbst die offizielle Notrufnummer sei stundenlang nicht erreichbar gewesen, berichteten örtliche Medien.

Gouverneur Edwards und die Bürgermeisterin von New Orleans, LaToya Cantrell, forderten alle auf, die sich anderswo vor dem Sturm in Sicherheit gebracht hatten, bis auf Weiteres nicht nach Hause zurückzukehren. Es gebe vielerorts Probleme mit der Wasserversorgung, es gebe keinen Strom, kaum offene Geschäfte, und noch immer seien zu viele Straßen überflutet oder voller Trümmer. »Jetzt ist nicht die Zeit, zurückzukehren«, sagte Edwards. Die Menschen sollten abwarten, bis die örtlichen Behörden eine Rückkehr explizit begrüßten.

Videos von ersten Flügen der USA-Küstenwache über küstennahe Gebiete zeigten ein Bild der Verwüstung – viele Häuser schienen schwer beschädigt, Ortschaften glichen einem Trümmerfeld. In den meisten Orten waren die Bürger vor dem Sturm aufgefordert worden, sich im Landesinneren in Sicherheit zu bringen.

»Ida« war am Sonntag als Hurrikan der Stärke vier von fünf südwestlich von New Orleans auf Land getroffen. Der Sturm hatte New Orleans am 16. Jahrestag des Hurrikans »Katrina« erreicht, der rund 1.800 Menschen das Leben gekostet hat.