Luxemburg16. November 2021

Probleme lösen statt falsches Bewußtsein verbraten:

Japanische Herangehensweise als Vorbild nehmen!

von Jean-Marie Jacoby

In unserem vorigen Artikel zum Thema Wasserstoff stand, die Musik spiele zur Zeit vor allem in Japan. Warum das so ist, läßt sich wunderbar am Beispiel der am 15.10.1896 im japanischen Kobe gegründeten »Kawasaki Heavy Industries Ltd« zeigen (www.khi.co.jp im Internet). Hierzulande kennt man unter diesem Namen nur Motorräder, was aber der kleinste Teil der Aktivitäten dieser Firma ausmacht.

In Asien unterscheidet sich die Herangehensweise an das Zukunftsthema Wasserstoff von der hiesigen dadurch, daß keine Scheuklappen montiert werden, um den Blick auf grünen Wasserstoff einzuengen. Nicht nur in einer Übergangsphase macht es nämlich durchaus Sinn, auch andere Quellen als die Elektrolyse mit Wind-, Wasser- und Photovoltaik-Strom anzuzapfen. Dies z.B. wenn es darum geht, gleichzeitig C-Atome in der chemischen Industrie zu nutzen, was zum sogenannten blauen Wasserstoff aus Gas, Öl oder Kohle führt, oder um die Bitumen, die unterste Fraktion aus der Erdöl-Raffinerie, für den Straßenbau zu ersetzen, was zum sogenannten violetten Sauerstoff aus Gas führt. In beiden Verfahren wird kein CO2 an die Atmosphäre abgeben!

In der BRD ist zwar BASF durchaus auch auf der Schiene des blauen Sauerstoffs, um aus der Erdöl-Nutzung auszusteigen in der chemischen Industrie, ohne sich aber mit unnötigen Rohstoff-Problemen herumschlagen zu müssen. Das war übrigens der Hauptgrund für die Pipeline »North-Stream 2«, aber auf EU-Ebene haben die wenigsten das verstanden. Wir können zwar darauf vertrauen, daß das deutsche Chemie-Kapital stark genug ist, der Politik den Weg zu zeigen, wären doch die Folgen ansonsten katastrophal im Wettbewerb mit asiatischen Konkurrenten.

Es ist das übrigens ein wunderbares Beispiel, wie weit entfernt die Sonntagsreden vom Heimholen der Industrieproduktion in die EU von der grünen Ideologie – zu begreifen als »falsches Bewußtsein« laut Karl Marx – sind, und wie die Industrie Steine in den Weg gelegt kriegt in einer Weise, die, falls sich die grüne Ideologie durchsetzt, zu einer weiteren Deindustrialisierung führt.

Asien ist anders

Für Eurozentristen muß die auf der nebenstehend abgedruckten Kawasaki-Präsentationsfolie zu sehende japanische Weltkarte schockieren: Europa befindet sich am Rand als Anhängsel des riesigen asiatischen Kontinents, was mehr den Tatsachen entspricht als die hier bekannte Weltkarte mit dem Atlantik als Zentrum. Europa ist nicht einmal als Ganzes der Nabel der Welt, als EU schon gar nicht, ist das doch nur ein Teil Europas.

Die Folie zeigt aber ebenso mehr als deutlich den von den aufeinander folgenden Regierungen gestützten Willen Japans, die Energieversorgung so bald wie möglich auf Wasserstoff umzustellen.  Daher wurde von Kawasaki Heavy Industries ein Transportschiff für verflüssigten Wasserstoff entwickelt,  um die langen Distanzen zu überwinden, die mit den Pfeilen gezeigt werden. Dies weil mit der Verflüssigung die größte Energiedichte erreicht wird, was trotz des Aufwands Sinn macht vorm Transport auf diesen langen Wegen. Die Energie, die bei der Verflüssigung gebraucht wird, wird da wettgemacht durch den geringeren Verbrauch auf der Strecke. Wobei die heutigen Erdöltanker auch Energie verbrauchen, wenn sie Japan beliefern – und die fahren nicht mit Wasserstoff.

Das Schiff ist fertig und wird gerade getestet, bevor es in Betrieb und 2029 in Serie geht. Das ist Asien, wo nicht herumgeredet, sondern wo konkret angefaßt wird und Taten gesetzt werden, um ein Problem zu lösen.

In der EU werden dafür vor allem Erklärungen abgegeben und Kommissionen gebildet, frei nach dem Motto: »Wo kein Wille, da sind Kommissionen«. Für Asien gilt dagegen: »Wo ein Wille, da ein Weg«. Die EU und Europa sollten sich am asiatischen Vorbild ausrichten und aufhören, jenen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, keine Steine mehr in den Weg zu legen, sondern sie fördern.

Denn nur so kann der Ausstieg aus fossilen Energiequellen ohne negative Folgen bewältigt werden. Mit der Nutzung von Wasserstoff als wesentlichem Energieträger kann die Lebensqualität wie der Lebensstandard gesteigert werden, aber nur dort, wo das als Opportunität erkannt, rasch umgesetzt und genutzt wird!