Kaleidoskop20. November 2021

Abholzung des Amazonasregenwaldes geht im Rekordtempo voran

von dpa/ZLV

Trotz Beteuerungen der brasilianischen Regierung zum Schutz des Regenwaldes geht die Abholzung im Amazonasgebiet bisher in großem Maßstab weiter. Zwischen August 2020 und Juli 2021 wurden 13.235 Quadratkilometer abgeholzt, das seien 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichtete Brasiliens Nationales Institut für Weltraumforschung (INPE) nach Auswertung von Satellitendaten.

Die auf den 27. Oktober datierte Mitteilung wurde erst nach der Weltklimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow veröffentlicht. Der Tropenwald am Amazonas speichert erhebliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid und hat deshalb eine Schlüsselrolle für das Weltklima und die Artenvielfalt. In Glasgow hatten die Vertreter Brasiliens angekündigt, zumindest die illegale Abholzung des Amazonasregenwaldes bis zum Jahr 2028 beenden zu wollen.

Der rechtsradikale Präsident Jair Bolsonaro sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potential und läßt roden was das Zeug hält. Zum neuen Bericht des INPE erklärte nun die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die brasilianische Regierung habe auf der COP26 lediglich versucht, ihr Image aufzupolieren – obwohl sie gewußt habe, daß ein weiterer Rekord bei der Abholzung gebrochen worden sei.

In weiten Teilen Brasiliens herrschten in den vergangenen Monaten Wassermangel und Trockenheit, was von Experten auch dem weltweiten Klimawandel und den Abholzungen am Amazonas zugeschrieben wird. Der Anteil des Landes am Amazonasgebiet entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. Ihm wird daher eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz zugeschrieben.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch vorgeschlagen, die Einfuhr von Waren zu untersagen, für deren Produktion Regenwald zerstört wird. Dabei geht es um Rindfleisch, Holz, Soja, Palmöl, Kaffee und Kakao, aber auch Schokolade oder Leder. Die Brasilianische Landwirtschaftliche Produzentenvereinigung zeigte sich empört. Laut EU-Kommission wurden weltweit von 1990 bis 2020 mindestens 420 Millionen Hektar Wald zerstört – eine Fläche größer als die gesamte EU. Dem soll nun ein Ende gesetzt werden.

Anders als Bolsonaro dringt der frühere linke Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der im kommenden Jahr wieder zur Wahl des brasilianischen Staats- und Regierungschefs antreten will, auf eine internationale Initiative gegen die illegale Abholzung. »Wenn ich Präsident werde, möchte ich Olaf Scholz, der ja bald Euer nächster Bundeskanzler sein wird, einladen in das Amazonasgebiet, um vor Ort über den Schutz des Regenwalds zu beraten«, sagte Lula kürzlich der in Berlin erscheinenden deutschen Zeitung »Tagesspiegel«. Die Amazonasregion sei »entscheidend, wenn es um die Erhaltung der Lebensqualität auf dem Planeten geht«.