Luxemburg23. November 2021

Mit reichen Erfahrungen optimistisch in die Zukunft

Denkmal »100 Joer KPL« in Niederkorn offiziell eingeweiht und Feier im Hall O in Oberkorn



Am 2. Januar 2021, dem Tag, an dem vor 100 Jahren die Kommunistische Partei Luxemburgs in Niederkorn gegründet wurde, hatte eine Delegation des Zentralkomitees Blumen an dem neu geschaffenen Monument »100 Joer KPL« niedergelegt. Infolge der Corona-Pandemie wurde die offizielle Einweihung des Monuments allerdings erst am 20. November 2021 vorgenommen.

Aus diesem Anlaß konnte der Präsident der KPL, Ali Ruckert zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste begrüßen, unter ihnen Thierry Wermoes, Abgeordneter und Gemeinderat in Namur der Partei der Arbeit Belgiens (PTB), die Botschafterin der Volksrepublik China, Yang Xiaorong, als Vertreterin der Kommunistischen Partei Chinas, Günter Pohl, Mitglied der Internationalen Kommission beim Parteivorstand der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), Manolis Korakis von der Kommission der Organisation der Kommunistischen Partei Griechenlands in Zentraleuropa (KKE), Juan Carlos Camacho Camejo, Geschäftsträger der kubanischen Botschaft in Brüssel als Vertreter der Kommunistischen Partei Kubas, Kevin Leijn und Joram de Leeuw von der Neuen Kommunistischen Partei der Niederlande (NCPN), Filipa Sobral, Mitarbeiterin der Fraktion der Portugiesischen Kommunistischen Partei im EU-Parlament (PCP), Le Vinh Thang, Botschaftsrat der Sozialistischen Republik Vietnam in Brüssel als Vertreter der Kommunistischen Partei Vietnams sowie Vertreter der DKP aus dem Saarland und Trier und der Sozialistischen deutschen Arbeiterjugend aus Trier.

Begrüßt wurden gleichfalls Vertreter des Differdinger Gemeinderats, Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch von den Grünen, Schöffe Tom Ulveling (CSV) sowie die Räte Jerry Hartung (CSV), Erny Muller (LSAP) und Christiane Saeul (DP). Weitere Ehrengäste waren der Rümelinger Bürgermeister Henri Haine (LSAP), der einer sozialistisch-kommunistischen Koalition in der Stadt der roten Erde vorsteht, und Sacha Petulowa, Vizepräsident der Bréifdréieschgewerkschaft.

 

»Hundert weitere Jahre kapitalistischer Raubbau an Natur und Mensch würden die Erde in einen nicht mehr bewohnbaren Ort verwandeln«

Vor der feierlichen Enthüllung des Monuments, die von der Musikgesellschaft des OGBL musikalisch umrahmt wurde, ging der Vizepräsident der KPL Alain Herman in einer Ansprache auf das Gründungsjahr 1921 ein, das die Luxemburger Kommunisten mit den revolutionären Arbeiterparteien Belgiens, Spaniens, Italiens, Portugals und nicht zuletzt Chinas teilt. Wie die 18 Delegierten der kommunistischen Fraktion innerhalb der Sozialistischen Partei, die am 2. Januar 1921 zusammen mit Stahl- und Grubenarbeitern aus sozialistischen Ortsgruppen im damaligen Café Anen in Niederkorn die KPL gründeten, handelte es sich auch bei den meisten anderen kommunistischen Parteigründungen um Abspaltungen von sozialdemokratischen oder sozialistischen Parteien, die sich im Ersten Weltkrieg offen auf die Seite der kapitalistischen Ausbeuterklasse geschlagen, und die nach 1918 den Weg des Reformismus und der »Sozialpartnerschaft« mit dem Kapital beschritten haben. Nicht nur solle der Gedenkstein an die wechselvolle Geschichte der KPL erinnern, sagte Alain Herman, er solle zugleich »als Wegweiser für die kommenden hundert Jahre kommunistischen Engagements fungieren«.

Das hätten unser Planet und seine Bewohner nämlich dringend nötig: »Wenn diese Welt in einem Jahrhundert eine sein soll, in der es sich menschenwürdig, sozial gerecht, demokratisch, friedlich und ökologisch leben läßt, dann kann es nur eine sozialistische sein« – hundert weitere Jahre kapitalistischer Raubbau an Natur und Mensch, weitere hundert Jahre imperialistische Aufrüstungs- und Kriegspolitik würden die Erde mit Sicherheit in einen nicht mehr bewohnbaren Ort verwandeln. Ein Abmildern des durch den naturfeindlichen, weil profitorientierten Kapitalismus ausgelösten Klimawandels sowie die Bekämpfung neuer Pandemien erforderten einen revolutionären Bruch mit dem Kapitalismus und den Aufbau eines sozialistischen Gesellschaftssystems. Seit ihrem 17. Kongreß 1964 sei sich die KPL dabei bewußt, »daß Luxemburg nur einen eigenen Weg zum Sozialismus in Frieden, Freiheit, Demokratie und Souveränität beschreiten kann«. Es gehe z.B. um »mehr Demokratie durch mehr Mitbestimmung, gerade in der Wirtschaft«.

Der Enthüllung des Monuments, bei welcher Thierry Vermoes die Glückwünsche der PTB überbrachte, folgte ein Empfang im »Café beim Fisschen«, an welchem auch zahlreiche Einwohner aus Niederkorn teilnahmen.

Am Samstagabend fand dann die eigentliche Feier zum 100. Jahrestag der KPL im Hall O in Oberkorn statt. Zusätzlich als Ehrengäste begrüßt wurden, Jean-Claude Reding, Vizepräsident der Chambre des Salariés, Frédéric Krier von der Exekutive des OGBL, René Pizzaferri, Präsident der Patientevertriedung, Nico Hoffmann vom Konsumentenschutz ULC und Arsène Schmit, Präsident der Sektion Differdingen des OGBL. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Remo Cavallini und der Gruppe »Musikandes« aus Saarbrücken.

»Die KPL war und bleibt den Herrschenden ein Dorn im Auge«

Weil sie den politisch und vor allem ökonomisch Herrschenden von Anfang an ein Dorn im Auge war, so KPL-Präsident Ali Ruckert in seiner programmatischen Festrede, war die Repression gegen ihre Mitglieder besonders groß. Schon nach dem Generalstreik in den Bergwerken und Hüttenbetrieben im März 1921 wurden 150 der 350 KPL-Mitglieder gemaßregelt und entlassen, weitere 50, die italienische Staatsbürger waren, wurden des Landes verwiesen. »Es dauerte bis Ende der 1920er Jahre, bis die Partei sich von diesem Schock erholt hatte.« 1934 wurde mit Zénon Bernard der erste Kommunist in die Abgeordnetenkammer gewählt und der klerikalen Rechtsregierung unter Premier Bech gelang es 1937 nicht, die KPL und andere fortschrittliche Kräfte mit dem in einem Referendum abgelehnten »Maulkorbgesetz« zu verbieten. Viele ihrer Mitglieder kämpften im Spanischen Krieg gegen den Faschismus und nach dem Einmarsch Hitlerdeutschlands ging die KPL als einzige politische Partei in den Untergrund.

Nach der Befreiung 1944 genoß die Partei deshalb hohes Ansehen in der Bevölkerung, bald hatte sie mehr als 4.000 Mitglieder und stellte mit Dr. Charles Marx den Gesundheitsminister der Regierung der Nationalen Union, bevor es im Kalten Krieg immer wieder zu antikommunistischen und antisowjetischen Kampagnen kam. Erst mit der von der Sowjetunion erreichten Entspannungspolitik ging es mit der KPL wieder bergauf, sie errang eine starke Parlamentsfraktion und stellte im Süden des Landes mehrere Gemeindeschöffen und in Esch/Alzette mit Arthur Useldinger den Bürgermeister.

Doch ab 1974 traf die Stahlkrise nicht nur das Land, sondern auch die KPL, deren Mitglieder größtenteils Stahlarbeiter waren, hart. Für ein Zwischenhoch sorgte indes die Friedensbewegung der 1980er Jahre, in der die Partei von Anfang an stark vertreten war. Die Niederlage der Sowjetunion im Kalten Krieg führte 1993 zur Spaltung der KPL. Zwar konnte ihre Abwicklung verhindert und das Überleben der kommunistischen Tageszeitung abgesichert werden, doch die Kommunisten verloren auch ihren letzten Chamberdeputierten und vorübergehend all ihre Gemeinderäte. Von drei in Differdingen, Esch/Alzette und Rümelingen nach langen Jahren zurückgewonnenen Gemeinderäten konnten bei den darauf folgenden Gemeindewahlen nur zwei verteidigt werden.

»Die Schaffenden informieren und mobilisieren«

Zur heutigen Situation der KPL erklärte ihr Präsident, sie sehe ihre Hauptaufgabe darin, die Schaffenden über ihre Zeitung, Stellungnahmen und Sondernummern »über die tatsächlichen Ausbeutungsverhältnisse im Land zu informieren und zu mobilisieren, auf die Ursachen für die wachsenden Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten aufmerksam zu machen und anhand von konkreten Beispielen zu vermitteln, daß die Regierung eine Politik im Interesse der Banken und Konzerne betreibt, und welche Folgen das für die Schaffenden und die Rentner hat«.

Nach der Rede wurde die Ehrung der langjährigen Parteimitglieder vorgenommen und die ausländischen Gäste kamen zu Wort, bevor die KPL zu einem Abendessen einlud und die Feier bis in den späten Abend fortgesetzt wurde. Denn wie heißt es unter den Kommunisten: Wer kämpft, sollte auch feiern!