Kultur03. September 2021

Penélope Cruz strahlt zum Festivalauftakt in Venedig

von dpa/ZLV

Das Meer funkelt verführerisch in der Sonne, davor erstreckt sich kilometerlang der breite Sandstrand von Venedig. Eines aber fehlt in dieser perfekten Kulisse: die Urlaubermengen, die sonst um diese Jahreszeit zum Sonnen und Baden auf die Insel Lido kommen. Auch wenige Meter weiter, beim Filmfestival Venedig, sind zum Auftakt mit Stars wie Penélope Cruz und Pedro Almodóvar die Folgen der Pandemie allgegenwärtig – während gleichzeitig eine Rückkehr zum normalen Festivalalltag zu spüren ist.

Eine strahlende Penélope Cruz, neben ihr ein entspannt wirkender Pedro Almodóvar: Gleich zur Eröffnung lieferte das 78. Internationale Filmfestival die gewohnt glanzvollen Bilder von Prominenten. Die beiden Oscarpreisträger stellten am Mittwochabend in einer Gala, in der auch der italienische Schauspieler und Regisseur Roberto Benigni (»La vita è bella«) mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt wurde, ihr Drama »Madres paralelas« vor und eröffneten damit die Festspiele. Cruz spielt darin eine von zwei Frauen, die ungeplant schwanger werden. Kurz vor der Geburt ihrer Töchter lernen sie sich in einer Klinik kennen, fortan bleiben ihre Leben eng miteinander verbunden.

Mit »Madres paralelas«, was auf Deutsch »Parallele Mütter« bedeutet, greift Almodóvar vieles auf, das man aus seinen früheren Werken wie »Volver« und dem Oscarerfolg »Todo sobre mi madre« kennt. Er zeigt starke Frauen, die Verantwortung übernehmen, sich gegenseitig unterstützen und ohne wirkliche Hilfe der Männer behaupten. Hinzu kommt eine Nebenhandlung, die die Greuel des Spanischen Krieges eindringlich anprangert und daran appelliert, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Dabei sind seine Bilder gewohnt bunt und geschmackvoll ausgestattet. In fast jeder Szene läßt sich ein satter roter Farbtupfer entdecken.

Dennoch hat man beim Zuschauen auch immer wieder den Eindruck, daß der spanische Regisseur zu viel nur andeutet. Er spricht Vergewaltigung in Schulen und die Probleme alleinerziehender Mütter an, geht mit diesen Themen aber nicht wirklich in die Tiefe. Auch eine Wendung zu den beiden Müttern und ihren Kindern baut er überraschenderweise nicht zu einem spannenden psychologischen Drama aus, sondern steuert lieber auf ein eher versöhnliches Ende zu. Damit zählt »Madres paralelas« sicher nicht zu Almodóvars besten Filmen, sicherte dem Festival Venedig aber dennoch einen glamourösen Start.

Bemerkenswert ist dabei auch, wie die Festspiele diesen Glanz trotz der strengen Coronaauflagen ermöglichen. Die Organisatoren machten im Juli immer wieder deutlich, daß ihnen volle Kinosäle und drängelnde Menschenmassen am roten Teppich wichtiger als Abstandhalten und andere Maßnahmen waren. Venedig hingegen beweist einmal mehr, wie man ein internationales Filmfest umsichtig und verantwortungsbewußt gestalten kann – ohne auf glanzvolle Bilder verzichten zu müssen.

Auch der diesjährige Jurypräsident Bong Joon Ho lobte Venedigs Umgang mit der neuen Situation. Der südkoreanische Regisseur (»Parasite«) gab sich vor der Eröffnung optimistisch: Die Coronazeit werde vorbeigehen und das Kino weiterbestehen, war er sich sicher. Als Jury sei es nun wichtig, die Arbeit aller Filmschaffenden zu respektieren. »Wir sind bereit, zu erforschen, wir sind bereit, zu kämpfen!«