Luxemburg24. Juli 2021

Armee rekrutiert für Kriege im Cyberspace

Nach dem neuen Organisationsgesetz sollen auch Weltraumspezialisten und mehr Frauen angeworben werden

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Am Freitag hat der Regierungsrat das Gesetzesvorprojekt über die Organisation der luxemburgischen Armee abgenickt. Es enthalte »viele Kompromisse«, erklärte Armeeminister François Bausch am Nachmittag auf einer Pressekonferenz. So sei vorgesehen, den freiwilligen Kriegsdienst von derzeit mindestens drei auf mindestens vier Jahre – und nicht wie anfangs geplant, auf fünf – zu verlängern. Die Soldatengewerkschaft habe bei drei Jahren Mindestdienstzeit bleiben wollen.

Derzeit verfüge die Armee über 900 bis 1.000 Soldaten, sagte der grüne Ressortchef, das sei zwar mehr als noch vor ein paar Jahren, reiche aber angesichts der stärker gewachsenen Einwohnerzahl noch bei weitem nicht aus. Die Armee wolle deshalb zu einem »attraktiven und modernen Arbeitgeber« werden. Insbesondere »im Luftfahrt-, Cyber- und im Raumfahrtbereich« gebe es noch »zu wenig qualifiziertes Personal«.

»Rückgrat einer technologieorientierteren Armee« mit »viel spezialisierteren Soldaten« sollen Bausch zufolge künftige Offiziere und Unteroffiziere werden, die einen universitären Masterabschluß respektive Abitur mitbringen. Es gelte, »gezielter zu rekrutieren und auszubilden«.

Die Armee stehe künftig auch »Quereinsteigern mit einem für die Armee interessanten Bachelorabschluß« wie z.B. in Informatik offen und es sei bald möglich »auf Kosten der Armee« an einer zivilen Hochschule zu studieren, wenn man sich verpflichtet, anschließend mindestens zehn Jahre Waffendienst zu leisten. Wer den Armeedienst vorzeitig quittiere, müsse einen Teil der Ausbildungskosten zurückbezahlen.

Auch weiblicher soll die Armee, die sich im vergangenen Jahr sogar ein Frauenkomitee gegeben hat, werden, betonte der grüne Ressortchef. Derzeit betrage der Frauenanteil bei den Offizieren unter zehn Prozent, bei den Unteroffizieren rund fünf und bei den Mannschaftsdienstgraden zwei Prozent. Außerdem ist im Gesetzesvorprojekt vorgesehen, die Altersobergrenzen abzuschaffen. Es reiche, wenn regelmäßig gezeigt werde, daß der Armeeangehörige »medizinisch und sportlich fit« sei.

Generalstabschef Steve Thull erklärte, das Gesetzesvorprojekt sehe vor, daß freiwillige Soldaten ihre Dienstzeit nach bislang drei Jahren nicht mehr wie bisher dreimal um jeweils ein Jahr verlängern können, sondern nur noch um weitere fünf Jahre. Das sei nötig, weil »intensivere, robustere Missionen« anstünden, und die Armee immer mehr in die Ausbildung ihre Soldaten »investieren« müsse.

Das Kriegsgerät, so General Thull weiter, sei »komplexer« und die Instruktionen z.B. für Auslandseinsätze dauerten »deutlich länger«. Heute habe es ein Soldat mit »zehnmal so viel Material wie früher zu tun« und die NATO erwarte, daß Soldaten, die zu ihrer »superschnellen Eingreiftruppe« (VJTF) geschickt werden, bis zu drei Jahre dort bleiben. Die »Very High Readiness Joint Taskforce« genannte »NATO-Speerspitze« wurde im Zuge des Krieges im Donbass aufgestellt und ist seitdem ein Element der »Abschreckungsstrategie« der NATO gegen Rußland. Ihre Besonderheit ist der hohe Bereitschaftsgrad.

Armeeminister Bausch und Außenminister Jean Asselborn hatten am Mittwoch USA-General John W. Raymond, den Chef der Weltraumoperationen der »United States Space Force«, in Luxemburg zu Gast, um wie es in einem Kommunique hieß »neue Partnerschaften mit der „Space Force“ der amerikanischen Verteidigung« auszuloten«.

En passant hieß es gestern noch, die Armee werde bald einen Soldaten in den Irak schicken, der mit »administrativen« Aufgaben betreut werde, und einer Anfrage der EU folgend werde Luxemburg die Satellitenkommunikation mit ihrer militärischen Ausbildungsmission zur Unterstützung der Regierungstruppen im südostafrikanischen Mosambik sicherstellen.