Leitartikel21. Januar 2022

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Die neueste Auflage des »Quality of Work Index« liegt vor, welcher von der Salariatskammer (CSL) turnusmäßig in Auftrag gegeben wird. Im Prinzip reproduziert dieser immer wieder die Feststellung, daß die Unvereinbarkeit zwischen der aktuellen Arbeitswelt und der Gesundheit der Menschen zunimmt. Insbesondre die Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. Fast ein Viertel der Befragten gab an, am liebsten eine andere Arbeit suchen zu wollen, auf der es mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch zwar anders aussieht, aber wohl ähnlich zugeht.

Zwar blieb der Index mit 53,9 Punkten, die auf Basis der erhaltenen Antworten errechnet werden, relativ stabil gegenüber 2020 mit 53,5, doch dümpelt der Punktestand seit Jahren auf ziemlich niedrigem Niveau. Zu Problemen wie physische und psychische Belastung gesellte sich in der Pandemie auch die Unzufriedenheit, kein Home Office machen zu können. Der Index bei Beschäftigten, die Home Office machen können, liegt mit 56,7 Punkten über den 52 Punkten, die Beschäftigte erbrachten, welche weiterhin an die Präsenz am Arbeitsplatz gebunden sind in der Gesundheitskrise.

Dies deckt sich mit Berichten über mangelnde Umsetzung von Corona-Maßnahmen in Betrieben und auch von Druck auf Angestellte, die wegen einer Covid-Infektion nicht zur Arbeit kommen können. Für viele ist es in der aktuellen Lage unverständlich, warum sie trotz Booster weder in ein Stadion, auf ein Konzert oder eine andere Veranstaltung gehen können, wo Covid-Maßnahmen streng kontrolliert wurden, die aber dennoch untersagt sind, während der Alltag am Arbeitsplatz oft geprägt ist von der Angst um die eigene Gesundheit, weil den Betrieben die Umsetzung der Maßnahmen lästig oder sinnlos erscheint.

Und dies trifft auf Feststellungen, die bereits vor Jahren im Index gemacht wurden: Wer mit seiner Arbeit unzufrieden ist, hat eine abnehmende Arbeitsmotivation und leidet zunehmend unter gesundheitlichen Problemen bis hin zum Burnout, der immer noch von vielen Betrieben als Mode-Wehwehchen angesehen wird. Der patronale Kampfbegriff des »Absentismus« ist Stichwort. Zwar bekommt die Position der Chefs, die Testkosten für ungeimpfte Beschäftigte nicht übernehmen zu wollen, da eine Impfung ja gratis sei, durchaus Verständnis, allerdings ist mit der Impfung der Angestellten nicht der Punkt erreicht, Corona-Maßnahmen zu ignorieren. Es gilt weiterhin die Fürsorgepflicht des Chefs, die auch im luxemburgischen Arbeitsgesetz niedergeschrieben ist und die auch und gerade in der Pandemie gilt.

Was sich aber auch im aktuellen Bericht und seinen Vorgängern ablesen läßt, ist eine Stagnation oder gar ein Rückschritt in der Entwicklung der Arbeitswelt und deren Vereinbarkeit mit dem Leben der Menschen.

Die Technologie der Gesellschaft im Jahr 2022 könnte es ermöglichen, all diese Probleme auszumerzen, die Arbeitsfetisch und Überlastung von Beschäftigten in immer neuen Generationen von Menschen reproduzieren. Eine Wochen- und Lebensarbeitszeitverkürzung unter gleichbleibendem oder gar steigendem Wohlstand ist möglich. Die Generierung neuer Profite in einer wirtschaftlich endlichen Welt, die Unfähigkeit und der Unwille der Volksvertreter und nicht zuletzt das Desinteresse großer Teile jener, die diese gewählt haben, stehen einer Modernisierung der Gesellschaft im Weg.

Diese Modernisierung würde auch viele Bereiche berühren, die auch krank sind: Die Umwelt oder das Klima würden ebenfalls massiv profitieren. Deswegen kann eine zukunftsfähige Mobilitäts-, Umwelt- oder Klimapolitik nur im Gleichschritt mit einer Modernisierung der Arbeitswelt funktionieren.