Luxemburg21. Januar 2022

Index der Qualität der Arbeit

Wachsender Zeitdruck, größere mentale Belastung und zunehmende Gesundheitsprobleme

Ali Ruckert

»Die Entwicklung geht in die falsche Richtung und wird durch die Auswirkungen der Covid-Pandemie noch verschärft.« Das erklärte die Präsidentin der »Chambre des salariés« (CSL), Nora Back, anläßlich einer Pressekonferenz am Donnerstag, während der die Resultate des Index der Arbeitsqualität für 2021 vorgestellt wurden.

Der Index der Qualität der Arbeit (»Quality of Work Index Luxembourg« wurde inzwischen zum neunten Mal von der Salariatskammer in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg mittels telefonischer und Online-Befragung durchgeführt, mit dem Ziel, die subjektiv wahrgenommene Arbeitsqualität zu ermitteln und zu dokumentieren.

Aus dem Zwischenbericht, der gestern von David Büchel, Arbeitspsychologe bei der CSL, erläutert wurde, geht hervor, dass der globale Index der Qualität der Arbeit von 53,5 auf 53,9 Punkte anstieg, was angesichts der möglichen Fehlerquote allerdings Stagnation bedeuten kann.

Auf die vergangenen Jahre bezogen, ist die Tendenz jedoch klar: Die von den Schaffenden wahrgenommene Arbeitsqualität ging von 56,2 auf 53,9 Punkte im vergangenen Jahr zurück. Bei den Beschäftigten über 55 erfolgte der Rückgang 2021 bis auf 51,8 Punkte, bei alleinerziehenden Lohnabhängigen sogar auf 50 Punkte. Deutlich niedriger als in anderen Bereichen wird die Arbeitsqualität im Handel, im Transport und im Hotel- und Gaststättenbereich empfunden.

Bei Beschäftigten, die Telearbeit verrichten, blieb die gefühlte Arbeitsqualität zwischen 2017 und 2021 quasi unverändert bei über 56 Punkten. Bei Lohnabhängigen, die an ihrem gewöhnlichen Arbeitsplatz präsent sein mussten, fiel sie jedoch vom gleichen Niveau auf 52 Punkte.

Aus der Sicht der Schaffenden nahmen die körperlichen Belastungen und die Unfallgefahr ab, dafür stiegen aber die mentalen Anforderungen seit 2017 kontinuierlich, und immer mehr Beschäftigte sehen sich unter Zeitdruck gesetzt. Das gleiche gilt für die emotionalen Anforderungen, die zwischen 2017 und 2020 stark anstiegen, 2021 aber wieder etwas rückläufig waren.

Deutlich ging auch die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsmotivation zurück, während Gesundheitsprobleme seit 2019 kontinuierlich anstiegen und das generelle Wohlbefinden am Arbeitsplatz rasant abnahm. Bei den Depressionen und beim Burnout gab es seit 2019 eine deutliche Tendenz nach oben. Ein hohes Risiko für Depressionen wurde bei 17 Prozent der schaffenden Frauen ausgemacht, gegenüber 14 Prozent bei ihren männlichen Kollegen. 6,1 Prozent der Schaffenden gaben 2021 an, dass sie Selbstmordgedanken hatten, vier Jahre zuvor waren es lediglich 2,9 Prozent.

Wachsende Konflikte zwischen Arbeits- und Familienleben

Unter den vielen Aspekten der Qualität der Arbeit mit denen sich die Studie auseinandersetzte und auf die wir zurückkommenden werden, ist auch das Problem von Konflikten zwischen dem Arbeits- und Familienleben. Daraus ist ersichtlich, dass immer mehr Beschäftigte Schwierigkeiten haben, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Die Konflikte nahmen zu, und Frauen sind in größerem Maße betroffen als Männer, Familien mit Kindern auch. Anders als man hätte annehmen können, nahmen Konflikte zwischen Arbeits- und Familienleben bei Beschäftigten, die Telearbeit verrichteten, zwischen 2020 und 2021 nicht ab, bei Lohnabhängigen ohne Telearbeit nahmen sie hingegen deutlich zu.