Luxemburg14. September 2021

Karschnatz 2021 fällt enttäuschend aus

Ungünstiges Wetter mit viel Regen führte beim Getreide zu Quantitäts- und wohl auch zu Qualitätseinbußen. Alternative Sorten wie Hafer und Dinkel konnten trotzdem überzeugen

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Wegen des regenreichen Wetters fahren Luxemburgs Getreidebauern in diesem Jahr eine enttäuschende Ernte ein. Zu erwarten seien Ausfälle von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, auch die Qualität falle absehbar schlechter aus, hieß es am Montag auf dem traditionellen Erntegespräch mit Landwirtschaftsminister Romain Schneider, das in diesem Jahr in Hosingen bei der Bauere Koperativ (BAKO) stattfand. Wegen des auch im August alle paar Tage wiederkehrenden Regens mußte die Kornernte immer wieder unterbrochen werden, so daß sie noch in der ersten Septemberwoche nirgends im Land beendet war.

Wie BAKO-Direktor Günther Mertes ausführte, waren die Getreidebestände gut aus dem Winter gekommen, doch die anhaltende Kälte im Frühjahr habe die Entwicklung der Pflanzen gehemmt. Seien die Ertragserwartungen noch Ende Juni hoch gewesen, so habe der kühle und sonnenarme Sommer den Landwirten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Übrige taten dann die Überschwemmungen am 15. Juli: Rund 820 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (davon zweieinhalb Hektar Gemüse- und zwei Hektar Weinbau) wurden überschwemmt, der Schaden beträgt zusammengenommen 1,65 Millionen Euro. Damit seien die Landwirte und Winzer noch einmal »mit einem blauen Auge davongekommen«, erklärte Minister Schneider – auch mit Blick auf die angelaufene staatliche Unterstützung. Im Julihochwasser habe es hierzulande keinen Personenschaden gegeben und nur ein Stück Vieh sei ersoffen.

Laut Steve Turmes, Direktor der Luxemburger Saatbau-Genossenschaft (LSG), liegen die Erträge von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer bei der Saatgutvermehrung ebenfalls unter dem langjährigen Durchschnitt. Weitere Verluste kämen durch den hohen Ausputz nach der Ernte hinzu. Durch die feuchte Witterung sei der Krankheitsdruck groß und viel Getreide müsse zum Erhalt der Keimfähigkeit gebeizt werden. Bei Triticale sei auf allen Vermehrungsflächen Auswuchs aufgetreten, bei den Leguminosen (Hülsenfrüchtler) gebe es fast einen Totalausfall. Dennoch sollen der Anteil an lokal angebautem Getreide und die regionale Pflanzenproduktion weiter unterstützt werden, um dem beständig wachsenden Verbraucherinteresse an lokal produzierten Nahrungsmitteln gerecht zu werden, erklärte Minister Schneider.

Trotz der widrigen Wetterbedingungen in diesem Jahr konnten alternative Getreidesorten wie Hafer und Dinkel mit einer verminderten Krankheitsanfälligkeit und einem sehr geringen Auswuchs nicht nur Klaus Palzkill (De Verband) überzeugen. Dinkel habe seine Backfähigkeit trotz schwieriger Erntebedingungen größtenteils bewahrt, die Qualität beider Arten sei hoch und bringe wahrscheinlich gutes Geld. Eine ungewohnt erfreuliche Entwicklung für die Produzenten gab es auch auf dem Weltmarkt für Getreide, wo die Preise trotz guter Ernteaussichten im Frühjahr nicht gefallen sind, um nach den verheerenden Bränden unter anderem in den USA und in Rußland dann sogar in ungekannte Höhen zu steigen.

Die schlechte Getreideernte könne durch die derzeit hohen Preise jedoch nur teilweise kompensiert werden, wurde betont, auch habe diese Entwicklung für viehhaltende Betriebe, die Kraftfutter für die Milch- oder Fleischerzeugung hinzukaufen müssen, eine Kehrseite. Wegen gestiegener Futter- und anhaltend tiefer Fleischpreise sei die Schweinemast derzeit ein Zuschußgeschäft. Wie Moulins de Kleinbettingen-Direktor Jean Muller berichtete, sind Hartweizen und Dinkel in diesem Jahr ins Label »Produit du terroir – Lëtzebuerger Wees, Miel a Brout« aufgenommen worden.