Ausland18. November 2021

Auslands-Nachrichten

von dpa/ZLV

Gedenken an Studentenaufstand

Mit Kundgebungen in zahlreichen Städten Griechenlands haben am Mittwoch Tausende Menschen an den 48. Jahrestag des Studentenaufstandes gegen die griechische Militärdiktatur erinnert. In der Hauptstadt Athen zogen mehr als 5.000 Menschen durch das Stadtzentrum. Auch in Thessaloniki (Foto) und anderen Städten des Landes gingen überwiegend junge Menschen auf die Straßen. Die Polizei mobilisierte allein in Athen mehr als 5.000 Beamte.

 

Proteste gegen Putsch im Sudan

Khartum – Bei Kundgebungen für Demokratie im ostafrikanischen Sudan sind mindestens zwei Zivilisten von Sicherheitskräften erschossen worden. Sicherheitskräfte hätten in der Hauptstadt Khartum mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten geschossen, erklärte das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte (CCSD) am Mittwoch. Zahlreiche Demonstranten seien verletzt worden; einige befänden sich in kritischem Zustand.

Sicherheitskräfte hätten außerdem Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt und wichtige Brücken und Straßen gesperrt, berichtete der Fernsehsender Al-Dschasira. Seit dem Putsch am 25. Oktober sind die meisten Telefonleitungen und Internetverbindungen blockiert.

Das Militär hat in dem Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen und die zivile Regierung aufgelöst. Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan ernannte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates. Der Kommandeur der aus einer Miliz hervorgegangenen militärischen Spezialeinheit Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, wurde zum Stellvertreter ernannt. Sowohl Al-Burhan als auch Dagalo sollen in der Vergangenheit an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt gewesen sein.

Bis zu dem Putsch stand Al-Burhan gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze einer Übergangsregierung. Im April 2019 war der Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben worden. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich Al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.

Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche Wirtschaftsreformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen die von dem entmachteten Hamduk vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstößen.

 

Belarus sorgt für Entspannung an der Grenze

Warschau/Minsk – Belarus hat nach Angaben der polnischen Regierung damit begonnen, die am geschlossenen Grenzübergang Kuznica-Brusgi campierenden Flüchtlinge mit Bussen an einen anderen Ort zu bringen. »Ich habe die Information bekommen, daß Lukaschenko erste Busse bereitgestellt hat, in die die Migranten einsteigen und wegfahren. Das Zeltlager bei Kuznica leert sich«, sagte Polens Vize-Innenminister Maciej Wasik am Dienstag dem Sender TV Republika. »Es sieht danach aus, daß Lukaschenko diese Schlacht um die Grenze verloren hat«, frohlockte der konservative Politiker

Belarussische Medien veröffentlichten Videos von vier Reisebussen. Diese sollten einige der Flüchtlinge »an andere Orte« bringen, hieß es unter Berufung auf das Rote Kreuz. So solle vermieden werden, daß es in dem neuen Nachtlager zu voll werde. Nach Schätzungen des polnischen Grenzschutzes von Dienstag sind bei Kuznica rund 2.000 Flüchtlinge zusammengekommen.

Am Dienstag war es bei Kuznica zu Ausschreitungen gegen Flüchtligen durch polnische Sicherheitskräfte gekommen. Polen setzte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Wasserwerfer und Tränengas ein.

Gleichzeitig hat die Regierung Polens die Vermittlungsversuche der geschäftsführenden deutschen Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron kritisiert. Der Fraktionschef der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Ryszard Terlecki, kritisierte Merkels Telefonat. »Auf diese Weise wurde die europäische Solidarität gebrochen«, sagte Terlecki.

Merkel hatte am Montagabend angesichts der Not der Migranten mit Lukaschenko telefoniert. Ebenfalls am Montag führte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein langes Telefonat mit Präsident Wladimir Putin über die Rolle, die Rußland bei einer Lösung des Konflikts spielen könnte. Am Dienstag sprach Putin mit Lukaschenko, und am Mittwoch telefonierte die deutsche Kanzlerin erneut mit dem belarussischen Präsidenten.

 

Rotstift bei Gesundheitskonzern

Fresenius Medical Care will Hunderte Arbeitsplätze in Deutschland streichen

Bad Homburg – Der geplante Abbau von weltweit 5.000 Arbeitsplätzen beim Dialysekonzern Fresenius Medical Care soll auch die Belegschaft in Deutschland treffen. Das Dax-Unternehmen habe die Beschäftigten informiert, daß man 500 bis 750 Stellen im eigenen Lande streichen wolle, sagten die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Stefanie Balling und IG-BCE-Bezirksleiter Ralf Erkens der Nachrichtenagentur dpa. Betroffen dürften alle Bereiche am Hauptsitz in Bad Homburg sein, aber auch weitere Standorte in Deutschland.

Fresenius Medical Care beschäftigte zuletzt nach eigenen Angaben rund 7.400 Menschen in Deutschland. Ein Konzernsprecher bestätigte, daß 500 bis 750 Stellen an deutschen FMC-Standorten »innerhalb von zwei bis drei Jahren« gestrichen werden könnten.

Die Fresenius-Tochter FMC, die weltweit etwa 4.100 Dialysezentren für Nierenkranke betreibt, hatte Anfang November ein »Sparprogramm« im »Kampf gegen Kostendruck« und die Folgen der Corona-Krise angekündigt. Geplant sind schlankere Strukturen und der Abbau von weltweit 5.000 Arbeitsplätzen. Damit will der Konzern die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Millionen Euro senken. Die Fresenius-Tochter FMC sieht sich durch die Pandemie seit längerem Problemen ausgesetzt, da viele chronisch Nierenkranke am Coronavirus sterben, was die Zahl der Behandlungen in den Dialysezentren und somit die Gewinne drückt.

 


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